Schützenmuseum zeigt Hüte
Es geht um Bedeutung, Historie und Herstellung.
Neuss. „Wer trägt eigentlich heute noch einen Hut?“, fragte sich Britta Spieß — und schon hatte die Leiterin des Rheinischen Schützenmuseums das Thema für ihre neue Sonderausstellung aus dem Hut gezaubert. Denn im 2. Obergeschoss des kleinen Museums an der Oberstraße dreht sich seit gestern alles um die Bedeutung von Kopfbedeckungen und die Menschen, die diese herstellten und trugen. „Im Mittelalter ging nichts ohne Hut“, bemerkt Britta Spieß. „Kein anständiger Mann und keine anständige Frau ging ohne eine solche Kopfbedeckung aus dem Haus.“
Heute gibt es kaum noch Hutmacher und lediglich ein einziges Hutfachgeschäft im Rhein-Kreis — das Neusser Huthaus am Glockhammer. Doch für Schützen beispielsweise bleiben Kopfbedeckungen ein unabdingbarer Teil ihrer Uniform. „Hüte sind für Schützen das Wichtigste überhaupt — auch das ist ein Grund für die Sonderausstellung rund um den Hut“, sagt Britta Spieß. So gibt es Schützenzüge die keine Uniform, sondern Freizeitkleidung tragen und sich lediglich über einheitliche Kopfbedeckungen wie Kappen oder Ritterhelme definieren. Neben den historischen Beschreibungen und Exponaten können Besucher viele außergewöhnliche Objekte nicht nur bestaunen, sondern auch selbst anprobieren; etwa einen Hut, der mit Süßigkeiten verziert ist, eine Kapitänsmütze oder eine Narrenkappe. Eröffnet wurde die Hüte-Ausstellung gestern vom stellvertretenden Bürgermeister Thomas Nickel, der gleichzeitig als Präsident der Stiftung Rheinisches Schützenmuseum Neuss fungiert, sowie von Schützenkönig Markus Riepen.
Ein Teil der Hüte-Ausstellung wurde von ganz jungen Neusser Künstlern gestaltet: In vier verschiedenen Jugendeinrichtungen der Stadt haben sich mehr als 50 Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahre vier Monate lang mit Hüten beschäftigt — Passanten in der Stadt zu ihren Lieblingskopfbedeckungen befragt, Ausstellungen besucht — und ihre Eindrücke und Vorstellungen in ihrer eigenen „Museobilbox“ zur Schau gestellt. Das sind Pappboxen, die mit Hut-Installationen aus unterschiedlichen Materialien wie Styropor, Holz, Pappmaché, Wolle, Filz oder Stein gefüllt sind. Die Ausstellung ist noch bis zum 19. September im Schützenmuseum zu sehen.