„Schwebende Montierung“ statt Selbstklebestreifen

Fachhochschulstudent hat auf Vermittlung von Stadtarchiv Werk des Sels-Museums restauriert.

Foto: Ingel

Neuss. Einen Glücksfall nennt Bettina Zeman, Kuratorin am Clemens-Sels-Museum, die Kooperation ihres Hauses mit dem Stadtarchiv und der Fachhochschule Köln. Im Rahmen einer Schenkung des 1981 verstorbenen Düsseldorfer Sammlers Günther Rehbein kam das Museum in den Besitz von 1296 Kunstblättern, darunter 146 japanische Farbholzschnitte. Nicht alle waren in optimalem Zustand. Das galt vor allem für ein Tryptychon von Utagawa Kunisada im Wert von rund 10 000 Euro, das etwa Mitte des 19. Jahrhunderts entstand.

So kam das Stadtarchiv und vor allem die Restaurierungswerkstatt von Marcus Janssen ins Spiel. „Die drei Teile waren mit Selbstklebestreifen sehr fragwürdig zusammengesetzt. Alles war irgendwie verschoben, eine Restaurierung daher dringend erforderlich“, sagt Janssen. Das Stadtarchiv hätte die Arbeit selbst übernehmen können, übergab sie aber an Nikolai Krippner, Student am Institut für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaften an der Fachhochschule Köln.

Das hatte zwei Gründe: Zum einen läuft im Stadtarchiv gerade die Ausstellung „Papier ist nicht geduldig“ über die Erhaltung von Grafik und Schriftgut. Eine Ecke ist dabei dem restaurierenden Nachwuchs gewidmet, denn immer wieder machen die Restauratoren von morgen ihre ersten Schritte im Rahmen eines Vorpraktikums in Neuss. Zum anderen verfügt die Fachhochschule über ganz andere Möglichkeiten der Analyse.

Auch Krippner hat 2010 in Neuss ein Praktikum absolviert, jetzt steht der 23-Jährige vor seiner Bachelor-Arbeit. Seine inzwischen erworbene Kompetenz sieht man nicht nur dem frisch restaurierten japanischen Farbholzdruck an. Er hat während seiner detaillierten Arbeit auch Lösungswege für die Zukunft aufgezeigt und ganz nebenbei bei seiner Farbstoffanalyse festgestellt, dass der Künstler wärmeempfindliches Berliner Blau oder einen speziellen Gelbton benutzt hat, „der in Berührung mit Wasser schnell mal wandert“.

Hauptproblem für Nikolai Krippner war, wie er das unfachmännisch verwendete Selbstklebeband löst, ohne dem Werk Schaden zuzufügen. Stundenlang hat er mehr als 40 Lösungsmittel gemischt, bis ihm der Durchbruch gelang. Die spätere Neuzusammensetzung, eine Art „schwebende Montierung“ ohne jeden Klebstoff, habe nur noch einen Bruchteil der Arbeit ausgemacht.

Das Werk von Kunisada ist jetzt noch eine zeitlang im Rahmen der Ausstellung im Stadtarchiv zu sehen.