Seelsorge in Neuss Neue Strukturdebatte in der evangelischen Kirche

Neuss · Zwei Gemeinden wollen über Strukturanpassungen sprechen. Auslöser war eine Kündigung.

Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth verlässt die Christuskirchengemeinde und tritt in Viersen eine neue Stelle an.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Pfarrerin Kathrin Jabs-Wohlgemuth verlässt nach ziemlich genau zehn Jahren die evangelische Christuskirchengemeinde und wechselt nach Viersen. Dort wird die 49-Jährige am 1. Oktober als Pfarrerin an der Kreuzkirche eingeführt und Mitglied eines vierköpfigen und ausschließlich weiblichen Seelsorgeteams. Ihre Entscheidung hat in Neuss viele überrascht, jetzt bringt sie aber früher als gedacht ein Thema auf den Tisch, dem sich die Kirche eigentlich erst im kommenden Jahr mit der Verabschiedung von Pfarrer Manfred Burdinski in den Ruhestand stellen wollte: die engere Zusammenarbeit der innerstädtischen Christuskirchen- und der Further Reformationskirchengemeinde.

Anlass für solche Überlegungen sind weiter sinkende Mitgliederzahlen der Gemeinden. Knapp 900 erklärten nach Auskunft des Amtsgerichtes Neuss im vergangenen Jahr ihren Austritt aus der evangelischen Kirche. Weil keine Trendwende in Sicht ist, müssen die Strukturen angepasst werden. Im Jahr 2030 werde es nur noch sechs oder sieben evangelische Geistliche in Neuss geben, ist Sebastian Appelfeller als Leiter des evangelischen Gemeindeverbandes überzeugt – und nicht mehr 17 wie bei seiner Amtseinführung vor zwölf Jahren.

Die beiden Nachbargemeinden Stadtmitte und Furth werden aber schon bald nicht mehr vier, sondern nur noch drei Pfarrstellen besetzen dürfen. Zu klären ist damit, wie diese dritte Stelle besetzt wird. Lauter Teilzeitstellen zu schaffen und diese auf die Nachbargemeinden zu verteilen, sagt Christuskirchenpfarrer Jörg Zimmermann, “ist auch keine Lösung.“

In Versammlungen wird über die Zukunft der Gemeinde diskutiert

Trotzdem ist eine engere Kooperation nicht zwingend erforderlich. „Uns hilft, dass wir den Wunsch haben, miteinander zu kooperieren, das wir nicht müssen“, schreibt Angelika Tillert, Vorsitzende des Presbyteriums der Reformationsgemeinde, in der Einladung zu einer Gemeindeversammlung am Sonntag, 24. September, ab 11.30 Uhr in der Reformationskirche. In der Christuskirche wird schon am 17. September ab 12 Uhr darüber informiert und diskutiert, so Tillert, „wie die Zukunft für unsere Gemeinschaft aussehen kann.“ Die kooperiert bereits in der Kirchenmusik und teilt sich das Salär für die Kantorin Katja Ulges-Stein.

Dass die Nachbargemeinden enger zusammenrücken könnten, war zuletzt 2016 diskutiert worden. Damals wurde das Wort Fusion tunlichst vermieden. Sie habe das aber schon damals für den richtigen Weg gehalten, sagt Jabs-Wohlgemuth. Jetzt ist es nach Darstellung Appelfellers eine von drei denkbaren Strukturoptionen. Die loseste Form wäre, dass die Gemeinden über eine Satzung regeln, wo und wie sie kooperieren wollen.