Seit 30 Jahren Debatte um Grillplatz

Die Frage, ob und wo Kaarst einen öffentlichen Grillplatz braucht, beschäftigt den Stadtrat seit Jahrzehnten.

Foto: dpa (2), Bastian Königs (Archiv)

Kaarst. Manche Themen sind echte Dauerbrenner. „In diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes“, ließe es sich jetzt wunderbar kalauern: Seit 30 Jahren geht es in der Kaarster Politik nämlich um die Wurst, beziehungsweise um die Frage, ob und wenn ja, wo die Stadt sehr dringend einen öffentlichen Grillplatz braucht. Während sich der aktuelle Machtkampf zwischen Fünferbündnis (SPD, Grüne, FDP, Zentrum, UWG) und CDU im Stadtrat in der strategischen Behandlung eines entsprechenden Antrags der (Jungen) Union („Grillplatz im Vorster Wald“) entlädt, verrät ein Blick ins Archiv: Diskussion und Argumente gab es schon einmal. Im Jahr 2000 fällte der Stadtrat dazu erstmals eine Entscheidung. Und — bereits damals war das Thema 15 Jahre alt.

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Sowohl die CDU als auch FDP und UWG hatten seinerzeit im Rahmen der Haushaltsberatungen einen Grillplatz auf ihrem Wunschzettel stehen. CDU und FDP wollten 5000 Mark investieren, die Grünen 10 000. Eine konkrete Vorstellung, wo gegrillt werden sollte, hatte die FDP: Ihr schwebte das Gelände des „Holzbüttger Haus“ vor, in unmittelbarer Nähe zum städtischen Bauhof. Die politische Auseinandersetzung als solche verlief auch vor 15 Jahren schon emotional. Das Argument der CDU, der Standort biete ein hohes Maß an sozialer Kontrolle, sowohl durch den angrenzenden Bauhof, wie auch durch die zahlreichen Jogger, die dort vorbeikämen, ließ die SPD nicht gelten. Sie konterte: Zu den Zeiten, in denen gegrillt werde, sei der Bauhof doch gar nicht besetzt. Zudem gehörten zu einem Grillplatz auch Toilettenanlagen. An dieser Stelle schließt sich der Kreis zur aktuellen Diskussion.

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Die Politik entschied sich damals für die Anlage eines Grillplatzes am Vorster Wald, bei der — wie es die CDU in ihrem jetzigen Antrag formuliert — allerdings nur ein „Gartengrill aus dem Baumarkt“ zum Einsatz kam. Das Ergebnis war wenig zufriedenstellend. Die offenbar nicht allzu stabile Grillvorrichtung wurde von wenig pflichtbewussten Nutzern unter Müll begraben und gewaltsam zerlegt. Diese schlechte Erfahrung, sagt nun das Fünferbündnis, sei es, die die Fraktionen diesmal mit Skepsis an das Thema herangehen lasse. Mit der Verabschiedung des Haushalts 2014 wurde die Finanzierung des Projekts „Grillplatz“ (4500 Euro) zunächst mit einem Sperrvermerk versehen. Im Stadtrat forderte die CDU jetzt zum zweiten Mal die Freigabe.

Die CDU-Fraktion, heißt es im Antrag, finde es wichtig, dass ein robuster öffentlicher Grillplatz im Stadtgebiet endlich realisiert wird, weil es bisher keine Möglichkeiten gebe, öffentlich legal zu grillen. Vandalismus auf Wiesen oder zum Beispiel am Kaarster See könne vorgebeugt werden, wenn den Jugendlichen eine Möglichkeit geboten werde, in einem dafür zur Verfügung gestellten Bereich zu grillen. Ideal, so die Union, sei deshalb ein Betongrill mit Tisch und Bänken aus Beton.

Wegen der Nähe zum Bauhof könne der Bereich vergleichsweise einfach kontrolliert werden. Zu der Diskussion, dass die Anlage eines Grillplatzes zwingend auch die Schaffung von öffentlichen Toiletten erfordere, wolle man anmerken, dass diverse öffentliche Grillplätze in der Umgebung betrieben würden, ohne dass dort zugleich öffentliche Toiletten vorhanden sein. Als Beispiel, so die Union, diene etwa der Grillplatz am Waldspielplatz in Raderbroich. „Wir“, heißt es weiter, „empfinden dieses Argument als Versuch, Bedenken in den Raum zu stellen, die eine längst überfällige Realisierung eines öffentlichen Grillplatzes in der Stadt Kaarst weiterhin verhindern sollen“.

Der Stadtrat hat die Mittelfreigabe trotzdem erneut abgelehnt. Darüber, wo und wie ein öffentlicher Grillplatz sinnvoll ist, soll heute zunächst der Jugendhilfeausschuss (JHA) beraten. Immerhin, sagt JHA-Vorsitzende Uschi Baum (FDP), seien auch für den Bau des Jugendzentrums in Vorst und auf dem neuen Ikea-Gelände in Holzbüttgen Grillplätze angedacht.