Archäologische Funde auf Baustelle

Bagger stießen auf alte Holzpfähle. Wissenschaftler begleiten ab sofort die weiteren Bauarbeiten.

Grevenbroich. Bei Tiefbauarbeiten auf dem Schlossbad-Gelände sind historische Funde zutage getreten. In vier Metern Tiefe stießen Bauarbeiter unterhalb der ehemaligen Liegewiese auf mehrere Holzpfähle. Ob sie zu einer größeren Anlage aus der Stadtgeschichte gehören, ist zurzeit noch unklar. Mehr Licht ins Dunkel sollen nun Archäologen des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege bringen. Die Wissenschaftler werden heute auf der Baustelle erwartet, sie sollen die weiteren Arbeiten begleiten.

Einen Baustopp für das 10,7-Millionen-Euro-Projekt wird es nicht geben, sagt Willi Peitz, Geschäftsführer der Gesellschaft „GWG Kommunal“. Wohl aber rechnet er damit, dass sich die Arbeiten um vier Monate verzögern können. „In dem betroffenen Bereich muss jetzt vorsichtiger vorangegangen werden. Statt großer Bagger können wir nur noch kleinere Geräte einsetzen — das dauert halt länger.“ Die Eröffnung des neuen Bades könne damit wohl nicht wie geplant im zweiten Quartal, sondern eher zum Ende des dritten Quartals 2017 erfolgen. „Es ist zwar schön, auf diese Weise etwas über die Geschichte unserer Stadt zu erfahren. Nur schade, dass wir damit in Verzug geraten“, erklärt Peitz.

Wie Ursula Wolf-Reisdorf, Sprecherin von GWG, gestern mitteilte, wurden die Pfähle bereits am vergangenen Mittwoch entdeckt. Denkmalschützer von Stadt und Rhein-Kreis haben die Fundstücke begutachtet. Die Vertreter beider Behörden seien der Meinung, dass die Holzpfähle zu einer historischen Anlage gehören können. „Nach weiteren näheren Untersuchungen schlossen sie dabei nicht aus, dass sich die Anlage noch weiter südlich in den noch auszuschachtenden Bereich erstreckt“, betont Wolf-Reisdorf. Der Rhein-Kreis habe GWG daher angewiesen, die Tiefbauarbeiten an den betroffenen Stellen unter archäologischer Begleitung fortzusetzen. Ob sich unter der ehemaligen Liegewiese größere Anlagen befinden könnten, bezweifelt der Historiker Friedrich Schmitz aus Wevelinghoven: „Vor 700 Jahren war das gesamte Gelände geräumt. Aus Verteidigungsgründen standen weder Bäume noch Sträucher, hinter denen sich Feinde verstecken könnten“, schildert der Vorsitzende des Grevenbroicher Geschichtsvereins.

Da das nahe der Erft gelegene Areal aber sehr sumpfig war, vermutet Friedrich Schmitz, dass es sich bei den im Erdreich entdeckten Pfählen um die Gründungen eines aus Bohlen gebauten Weges handeln könnten. Die Nachricht, dass es im Schlossbad zu Verzögerungen kommen wird, hatte am Montagabend bereits die Politik erreicht. Die SPD diskutierte darüber in ihrem Finanz-Arbeitskreis. „Wir fragen uns, welche Konsequenzen das haben wird“, erklärte Fraktionsvize Holger Holzgräber gestern: „Werden die Preise und Bauzeiten zu halten sein, wird der Schlossbad und damit auch der städtische Zuschuss teurer?“ Auf diese Fragen müsse es nun Antworten geben.