Aktionstag vor dem Rathaus für eine barrierearme Stadt

Verbände und Organisationen wollen zeigen, an welchen Stellen es in Neuss hakt.

Foto: Berns

Neuss. In der Stadtbibliothek warten die Probleme schon am Eingang. Die Tür öffnet nicht automatisch. Für viele Menschen mit einem körperlichen Handicap ist das eine nur schwer zu bewältigende Hürde. Dies sei nur eine von vielen Barrieren in Neuss, sagt Karl Boland, Kreisgruppen-Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes. Es sei höchste Zeit, dass sich das ändere: „Wir brauchen eine barrierefreie Infrastruktur!“

Ein Aktionstag vor dem Rathaus soll am Samstag, 9. Mai, von 11 bis 14 Uhr, die Probleme aufzeigen und einen Anstoß zur Lösung leisten. Der Arbeitskreis „Neuss für alle!“ (früher bekannt als „Aktion Grundgesetz“) hat dieses Projekt unter Federführung des Wohlfahrtsverbandes organisiert. Zu den weiteren Teilnehmern zählen der Verein „Am liebsten barrierefrei“, die Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungs-Stelle (KoKoBe) der Lebenshilfe und St.-Augustinus-Behindertenhilfe sowie die Deutsche Rheuma-Liga. Der Neusser Arbeitskreis folgt damit dem jährlichen Aufruf der „Aktion Mensch“ bereits zum zehnten Mal. Anlass ist der am 5. Mai stattfindende Europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.

Die einzelnen Organisationen berichten vor Ort über ihre Arbeit. Zudem werden Neusser Institutionen auf einer virtuellen Rundreise auf ihre Barrierefreiheit getestet. Unter anderem die Stadtbibliothek, ein Schwimmbad und ein Kino werden kritisch geprüft. In Erfahrungsberichten beschreiben Betroffene dabei die Probleme, auf die sie treffen.

Es sei nicht nur wichtig, räumliche Hindernisse zu beseitigen, sagt Barbara Lux von der KoKoBe. Durch kurze und einfache Sätze müsse man — gerade in Medien — eine leichte Sprache gewährleisten. Lux ersetzt den Begriff Barrierefreiheit bewusst durch Barrierearmut. Eine Stadt werde nie vollständig frei von körperlichen und geistigen Hindernissen sein können. Um im Stadtgebiet aber zumindest eine Barrierearmut zu gewährleisten, sei in Neuss noch ziemlich viel zu tun. Die Mitorganisatoren können da nur zustimmen. Auch für die Mobilität von Senioren sei eine barrierearme Infrastruktur entscheidend.

Zum Aktionstag gibt es ein Unterhaltungsprogramm. Die blinde Sängerin Silke Hitzkes — am Klavier begleitet von ihrem Musiklehrer Mark Koll aus Kaarst — tritt auf. Die „Soul-Fighters“ vom Neusser Haus der Jugend präsentieren ihr tänzerisches Können. Auch die Mönchengladbacher Percussionsgruppe „Viele in eins“ ist mit dabei.