Seit Pfingsten im Dauereinsatz
Noch müssen 700 Meldungen über Gefahrenstellen abgearbeitet werden.
Neuss. Von Erschöpfung ist Peter-Robert Hilgers noch nichts anzumerken. Immer noch nicht. Seit Pfingstmontag um 23 Uhr ist er jetzt im Dauereinsatz wie so viele seiner Kollegen aus dem Grünflächenamt und anderen Abteilungen der Stadtverwaltung. Jeden Tag, auch Samstag und Sonntag, heißt es „sägen, auftanken, scharfmachen, weitermachen“, wie Hilgers, Inhaber eines Sägeführerscheins, es trocken umschreibt.
Nach dem Sturm, der Neuss so schlimm getroffen hat, lag und liegt eine Mammutaufgabe vor den Mitarbeitern. Es gibt allein 700 Meldungen von Neussern, die eine Gefahrenstelle angezeigt haben. Das abzuarbeiten, wird noch lange dauern, von den Aufräumarbeiten ganz zu schweigen. Die Wiederaufforstung liegt erst recht in weiter Ferne.
Der Beginn der Arbeiten war dramatisch: Peter-Robert Hilgers, in der ersten Nacht bis 3 Uhr im Einsatz, und die vielen anderen mussten sich erst einmal den Weg zum Maschinenpark im Stadtgarten und zum Dienstsitz im Botanischen Garten freikämpfen. Dann häuften sich die Alarmmeldungen. Zunächst wurden Schulen und Kindergärten in Angriff genommen, Schulhöfe und Kita-Gelände geräumt, Schulwege gesichert. So wie an der Grundschule Sternstraße: Eine schwere Esche war auf eine Birke gestürzt, die wiederum durchs Dach in ein Klassenzimmer durchgebrochen. Scheibenweise mussten die Bäume entfernt werden.
Es folgten Rettungswege und die großen Straßen. Bis Sonntagnachmittag dauerte es, bis die Schulen das Okay erhielten und dann am Montag ihren Betrieb wieder aufnehmen konnten.
Eine Unmenge an Arbeit liegt noch vor denen, die sägen und zerkleinern, abtransportieren und gleich wieder zur nächsten Einsatzstelle fahren. „Auf so eine Katastrophe sind wir einfach nicht vorbereitet — wie denn auch“, sagt Peter-Robert Hilgers. Der kräftige Mann schwingt dabei die Motorsäge wie wie einen kleinen Hammer. Es gibt noch ein schwereres Sägen-Exemplar, das wiegt zwölf Kilo und hat ein Schwert von 80 Zentimeter Länge. „Den Muskelkater habe ich übersprungen“, versichert Hilgers.
So einfach wegzustecken ist die Dauerarbeit aber doch nicht. Wie sein Partner Johannes Moll empfindet er den Feinstaub gerade von Platanen als höchst unangenehm, und irgendwann, sagt Hilgers, würde er denn auch gern mal seine Kinder, die eineinhalbjährigen Zwillinge, wiedersehen.
Vor einer Mammutaufgabe steht auch Stefan Diener, Chef des Grünflächenamtes. Er freut sich über die gute Zusammenarbeit mit den anderen Ämtern, auch mit der AWL, die mit ihrem Sperrmüllwagen wertvolle Hilfe leistet. 150 „Anpacker“ schickt er zu den Einsatzstellen, immer noch geht es darum, nach einer Prioritätenliste die akuten Gefahrenstellen zu beseitigen. Die Parks werden wohl noch länger geschlossen bleiben. Im schlimm getroffenen Stadtgarten und Rosengarten konnte noch kaum etwas getan werden, das Ausmaß der Schäden ist noch gar nicht erfasst.
Völlig unverständlich ist Stefan Diener das Verhalten gar nicht weniger Neusser, die Absperrungen einfach ignorieren. „Die Menschen glauben nicht, wie ernst die Lage ist. Es besteht nach wie vor akute Gefahr in den Parks“, sagt Diener. Manchmal kann er sich nur wundern. Gerade erst wurde er von einem älteren Herrn im Stadtgarten gebeten, für ihn doch mal kurz das Flatterband anzuheben.