Smartphone am Steuer: Selbsttest für Autofahrer

Den Testern wurde klar gemacht, wie gefährlich Handys im Straßenverkehr sind.

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Neuss. Eine alte Frau mit Rollator, ein Hund, ein Kind — Aufsteller aus Kunststoff stehen symbolisch auf einer 14 Meter langen Matte für lebende Passanten und Tiere. „Wenn man jetzt eine Sekunde nicht hingeschaut hätte, wäre die alte Frau bereits verletzt“, sagt Mike Schween. Er ist Polizeihauptkommissar bei der Polizei im Rhein-Kreis Neuss und für Verkehrssicherheitsberatung zuständig.

Der kleine Parcours ist am Markt vor dem Rathaus aufgebaut. Dahinter ist ein Polizeiwagen geparkt. „Nach Feierabend haben es die meisten eilig, nach Hause zu kommen, und da schreiben manche auch schon mal eine kurze Nachricht nach Hause“, sagt Schween. „Hallo Schatz, freue mich auf dich“ sollen die Passanten von einem Schild auf Zeit abtippen. Die Testpersonen können es sich am Steuer des Einsatzwagens bequem machen und messen lassen, wie lange sie für die kurze Nachricht auf dem Handy brauchen — der Motor bleibt dabei natürlich aus. Manche kommen auf knapp zehn Sekunden, andere auf das doppelte — der Blick bleibt aber bei allen viel zu lange auf dem Bildschirm. Vielen Fahrern sei außerdem nicht bewusst, dass manchmal auch ein kurzer Blick auf eine empfangene Nachricht gefährlich ist, nicht nur das Schreiben.

„Viele Menschen bleiben stehen und fragen, die aufgestellten Sachen wecken auf jeden Fall Interesse“, sagt Schween. Dabei gibt keiner offen zu, selbst während der Fahrt auf den Bildschirm zu schauen. Mit einem Lächeln und Schmunzeln sagen die meisten:„Das mache ich doch nicht!“ Aber: „Wir wollen hier keinen an den Pranger stellen“, betont der Beamte. Jedoch könne manchmal auch nur ein Blick auf das aufleuchtende Handy oder in die Handtasche darüber entscheiden, ob ein Unglück geschieht oder nicht. „Es gibt eben diese Situationen, in denen eine Sekunde Unachtsamkeit reicht.“

Dies soll nicht nur die digital sehr affine Generation betreffen. Am Aktionsstand machen oft auch Erwachsene mittleren Alters oder Senioren halt. Trotzdem: „Wir würden uns auch mehr jüngere Leute zwischen 20 und 30 Jahren hier wünschen“, sagt Schween.