Solardach: Selbst ist die Stadt Neuss

Fotovoltaikanlagen: Gesellschaft für Bürgersolaranlagen erhält keine Dächer mehr von der Stadt.

Neuss. Die Vorgeschichte war lang und erforderte Durchhaltevermögen der privaten Initiative, doch dann ging Ende 2008 die erste Neusser Bürgersolaranlage auf dem Dach der Holzheimer Realschule in Betrieb. Die Stadt überließ der von privaten Gesellschaftern getragenen GbR das Dach unentgeltlich, für die zweite Fläche, das Dach der Kreuzschule, fordert die Stadt eine Pacht von jährlich 230 Euro.

Vier weitere Dächer, zum Beispiel auf der St.-Peter-Grundschule, sollten nun auf ihre Eignung hin geprüft werden. Doch für die Gesellschaft ist jetzt Schluss: "Dem Geschäftsführer wurde überraschend mitgeteilt, dass keine weiteren Dächer zur Verfügung gestellt werden", berichtet Michael Klinkicht, Fraktionschef der Grünen im Stadtrat.

Das städtische Gebäudemanagement wolle in Zusammenarbeit mit einem städtischen Investor diese Anlage nun selbst errichten und betreiben.

Das bestätigt Armin Krüger, Leiter des Gebäudemanagements. Allerdings sei das "kein Paradigmenwechsel, sondern der Haushaltslage geschuldet". Der städtische Investor ist die GC Wärmedienste GmbH, eine Stadtwerke-Tochter, die seit kurzem die SWN-eigene Solaranlage auf dem Busdepot an der Moselstraße betreibt.

Es gebe nur noch wenige Schuldächer, die durch ihre Größe, Lage und Verschattung, aber auch aufgrund ihrer Statik für ausreichend große Fotovoltaikanlage in Betracht kämen, sagt Krüger.

Diese Flächen will die Stadt nun selbst nutzen, statt sie der Bürgersolar-Gesellschaft gegen geringe Pacht zu überlassen. "Was wir mit unseren Dächern tun, ist laufendes Geschäft der Verwaltung", betont Krüger und verweist damit darauf, dass eine Entscheidung aus der Politik dazu nicht notwendig sei.

So wird die Stadt nun die fraglichen Dächer an die GCWärmedienst verpachten - "zu einem deutlich höheren Zins als an die GbR". Die Stadtwerke-Tochter errichtet und nutzt dann die Solaranlagen. Das bleibe auch nach der angekündigten Reduzierung der Förderung ein lukratives Geschäft, meint Krüger, auch wenn die jetzt noch erzielten Renditen in Höhe von 12 bis 15 Prozent nach groben Schätzungen auf etwa die Hälfte sinken würden.

Für die Grünen bedeutet das Vorgehen der Stadt "eine Blockade der Aktivitäten der GbR", so Michael Klinkicht. Zur Ratssitzung am Freitag beantragen sie deshalb, weitere geeignete Dachflächen der privaten Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.