Sommernachtslauf: Guter Sport auch ohne Asse
Der bisherige Höhepunkt fiel aus. Am Start waren über 3000 Läufer.
Neuss. Auch der 29. Neusser Sommernachtslauf zog wieder weit über 3000 Läufer und zeitweise sehr viele Zuschauer an.
Dennoch war Einiges anders als in den Jahrzehnten zuvor, nicht nur wegen der zeitweilig schwierigen Witterungsbedingungen mit Sturmböen, Regenschauern und bis auf 15 Grad gesunkenen Temperaturen. Es fehlte der bisherige Höhepunkt, der „Lauf der Asse“ mit überregionaler Bedeutung.
Der wurde am Samstagabend schmerzlich vermisst. So auch von Zuschauern, die von auswärts nach Neuss gekommen waren, um jene Laufelite zu erleben, die immer bei den Sommernachts-Läufen für den stimmungsvollen Abschluss gesorgt hatte.
Dennoch wurde sportlich durchaus Gutes geboten. So etwa der Sieg der Marathon-Europameisterin von 2006, Ulrike Maisch (Rostock), über zehn Kilometer der Frauen. Sie hat das Training nach der Geburt ihres Kindes wieder aufgenommen und wurde am Hamtorplatz unter dem Jubel der vielen Zuschauer nach 35:26 Minuten empfangen.
Ihr Lebensgefährte Richard Friedrich (Passau) legte im Jedermann-Lauf über fünf Kilometer in 14:50 Minuten eine absolute Topzeit für die Straße vor — mit fast zwei Minuten Vorsprung vor dem Mönchengladbacher Hermann-Josef Stefes.
Ob statt des „Laufs der Asse“ das Frontrunner-Experiment des in Neuss ansässigen japanischen Sportartikel-Sponsors Asics ankam? Darüber gab es zumindest geteilte Meinungen. So wurden die Frontrunner-Läufer nach ihrer Zielpassage recht schnell bei der Siegerehrung bedacht, doch mussten „die normalen“ Volksläufer überlange warten, bis auch sie endlich ihre Preise in Empfang nehmen durften.
Dabei waren sie im selben Lauf gestartet, konnten einige „Frontrunner“ hinter sich lassen und waren über die überlange Warterei reichlich verärgert.
Viel Freude machte wieder der Nachwuchs in den Schüler-Läufen, wobei die ganz Kleinen ihre 400 Meter sogar während eines beginnenden Gewitters zurücklegten. Erst später wurde kurz unterbrochen, da ein Teil des Werbe-Inventars am Streckenrand von den Sturmböen weggeweht zu werden drohte.
Eine Neusser Nachwuchsläuferin beeindruckte ganz besonders. Die 16-jährige Alexandra Selzer (DJK Rheinkraft Neuss) hatte noch um 12.30 Uhr in Schweinfurt in der U-18-WM-Ausscheidung über 400 Meter mit 56,51 Sekunden als zweitbeste deutsche Läuferin das Ziel erreicht. Nachdem sie die 400 Kilometer nach Neuss bewältigt hatte, stand sie pünktlich um 18.35 Uhr an der Startlinie und gewann für ihre Schule, das Quirinus-Gymnasium, den Ein-Kilometer-Lauf in 3:18 Minuten.
Bei der Jugend-WM in Lille wird sie nicht antreten, auch wenn sie die internationale Norm von 57,50 Sekunden klar unterboten hat: Den Richtwert des Deutschen Leichtathletik-Verbandes von 55 Sekunden konnte sie (noch) nicht schaffen.