SPD beklagt Whitesell-Deal

Die Sozialdemokraten sehen in dem Verkauf ein verlorenes Filetstück.

Foto: woi

Neuss. Die südliche Furth ist nach Überzeugung von Manfred Bodewig „städtebaulich renovierungsbedürftig“. Der FDP-Fraktionsvorsitzende steht deshalb eindeutig auf der Seite derer, die den Verkauf der ehemaligen Schraubenfabrik Whitesell an die Düsseldorfer BEMA-Gruppe begrüßen. „Wir sind auch nicht traurig, dass die Stadt da nicht zugeschlagen hat“, sagt Bodewig.

Doch das sieht Arno Jansen grundsätzlich anders. „Da hat sich die Stadt ein Filetgrundstück durch die Lappen gehen lassen“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er spricht von einem „planungspolitischen Desaster von CDU und Grünen“, die sich im vergangenen Jahr gegen einen Kauf der 48.000 Quadratmeter großen Fläche am Hauptbahnhof ausgesprochen hatten — und noch vor Monatsfrist „das kauft keiner“ getönt hätten. Statt eigene Ziele umsetzen zu können, müsse sich die Stadt nun mit jemandem auseinandersetzen, so Jansen, „der da vor allem Geld verdienen will.“

Bodewig sieht das nicht dramatisch. Die Stadt sei am Zuge, mit planerischen Zielsetzungen mitzuwirken, sagt er. Damit liegt er auf der gleichen Wellenlänge wie CDU und Grüne. Grünenchef Michael Klinkicht kann dem Vorschlag des Investors, in Bahnhofsnähe ein gemischtes Quartier zu entwickeln, viel abgewinnen. „Das war von vorneherein unser Ziel“, sagt Klinkicht, der sich noch einmal gegen die (abgelehnten) Pläne des Bürgermeisters ausspricht, der im Whitesell-Verwaltungsgebäude zunächst Flüchtlinge einquartieren wollte.

Helga Koenemann (CDU) ist überzeugt, dass ein solches Quartier nicht nur dringend benötigten bezahlbaren Wohnraum bieten kann, sondern dass eine neue Siedlung dort auch „einen Riesenimpuls in Richtung Innenstadt geben“ könne. Noch lieber hätte sie es gesehen, wenn auch der schon 2006 aufgegebene Produktionsstandort westlich des Weißenberger Weges Teil der Maßnahme geworden wäre. Diese Fläche läge nun wie ein Keil zwischen dem Quartier südliche Furth, dem Jobcenter und seinem aufgewerteten Umfeld und der neu zu gestaltenden Industriebrache. Ihre Fraktion werde dafür eintreten, „dass die Entwicklung des Geländes bei aller Gründlichkeit zügig vonstatten gehen kann“, sagt sie.

Detaillierte Vorschläge dazu legte die Junge Union schon gestern vor. Sie will irgendwie von allem etwas. Das große Grundstück in Innenstadtnähe solle „zukunftsfähig und innovativ“ gestaltet werden. „Eine innovative Entwicklung als Landschaftspark und Naherholungsgebiet in Verbindung zur gewerblichen Nutzung und Wohnungsbau würde“, so JU-Planer Thomas Kaumanns, das Tor zur Nordstadt „und die gesamte Furth aufwerten“. Und weil „nur Wohnbebauung“ zu wenig ist, denkt die JU auch über Gastronomie, ein Industriemuseum oder ein Kulturzentrum nach.