DJK-Skandal: Stadt fordert Aufklärung

Die Verwaltung will Gespräche mit Verein und Stadtsportverband führen, um die Vorkommnisse aufzuarbeiten.

Neuss. Lange hat sie sich in dem Fall zurückgehalten, doch nun schaltet sich die Stadt in die Vorkommnisse rund um die DJK Rheinkraft ein. Wie Sportdezernent Matthias Welpmann und Sozialdezernent Ralf Hörsken gegenüber unserer Redaktion bestätigen, hat die Verwaltung sowohl den kommissarischen DJK-Vorsitzenden Peter Orth als auch den Vorsitzenden des Stadtsportverbandes, Wilhelm Fuchs, schriftlich zu einem persönlichen Gespräch eingeladen. Sie sind aufgerufen, zu den Vorfällen Stellung zu nehmen. „Wir möchten Fakten schaffen. Vom Hörensagen wissen wir alles mögliche, aber konkret wissen wir eigentlich nichts. Nach den Gesprächen werden wir die Situation bewerten und schauen, wie wir damit umgehen“, erklärt Welpmann das Prozedere.

Wilhelm Fuchs, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Thema äußern. Er bestätigte lediglich einen bereits vereinbarten Termin mit Welpmann. Bei Orth sieht die Sache etwas anders aus. Zwar wurde die Einladung bereits vor Tagen abgeschickt, Orth erfuhr jedoch erst gestern durch unsere Redaktion von der Anfrage der Stadt. Er signalisierte aber grundsätzliche Gesprächsbereitschaft mit der Verwaltung.

Hintergrund der angekündigten Gespräche sind die Vorkommnisse um den im August zurückgetretenen DJK-Vorsitzenden.

Matthias Welpmann, Sportdezernent

Ihm wird vorgeworfen, ein von ihm trainiertes Mädchen sexuell belästigt zu haben. 2015 hatte es ein Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Vorsitzenden gegeben, das gegen eine Geldauflage eingestellt wurde. Der Umgang der Vereinsführung mit dem Thema hatte bei vielen Eltern für Unmut gesorgt. Orth und weitere Mitglieder des Vorstandes gehen von einer Manipulation seitens derjenigen aus, die sich für das betroffene Mädchen eingesetzt und den damaligen Vorsitzenden zum Rücktritt aufgefordert hatten. Zahlreiche Vereinsaustritte waren die Folge. Bei einer Versammlung mit Eltern minderjähriger Sportler und DJK-Mitgliedern, bei der Fuchs als Moderator agierte, wurde die Ausarbeitung eines Schutzkonzeptes angekündigt. Ein Thema, bei dem Hörsken hellhörig wurde. „Als Jugenddezernt macht es Sinn, dort Hilfestellung zu geben. Ich biete an, dass meine Fachleute sich mit dem Verein zusammensetzen, um so ein Konzept zu entwickeln“, erklärt der Jugenddezernent seine Einladung an Orth. Hörsken will den Fall nutzen, um für das Thema zu sensibilisieren und auch das Jugendamt als festen Ansprechpartner ans Herz zu legen. „Diese Probleme tauchen vielleicht auch an anderen Orten auf. Es muss eine Vertrauensbasis geschaffen werden“, sagt Hörsken. „Wir wollen wissen, ob es dort jugendschutzrelevante Sachverhalte gibt, um die man sich kümmern muss“, fügt Welpmann hinzu.

Ob auch die Gegenseite angehört wird, hält sich die Stadtverwaltung offen. „Erstmal müssen wir herausfinden, was genau vorgefallen ist“, sagt Hörsken.