Stadt fürchtet Ansturm auf Ganztagsplätze

Sollte eine Beitragsfreiheit für den Offenen Ganztag eingeführt werden, muss Grevenbroich sein Angebot abermals ausbauen — mit hohen Kosten.

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Grevenbroich. Mit Skepsis blickt Michael Heesch auf das Sondierungspapier, das die Basis für eine Neuauflage der großen Koalition darstellen soll. „Sollte der darin beschriebene Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung im Grundschulalter umgesetzt werden, wird uns das vor große Probleme stellen“, befürchtet der Erste Beigeordnete. „Grundsätzlich aber, wenn der Rechtsanspruch mit einer Beitragsfreiheit einhergehen wird.“

Heesch geht davon aus, dass damit ein „Run“ auf die Offenen Ganztagsgrundschulen (Ogata) beginnen wird, dem die Stadt mindestens mit dem Bau neuer Betreuungs- und Essensräume begegnen müsse. „Das würde immense Kosten bedeuten“, meint der Schuldezernent.

Die letzten Räume für den Offenen Ganztag hat die Stadt 2009 fertiggestellt. Rund 1000 Kinder werden zurzeit stadtweit betreut. „An keinem Standort haben wir noch Kapazitäten frei“, sagt Schulamtsleiter Thomas Staff. „In einigen Schulen gibt es kleinere Wartelisten für die Ogata.“

Michael Heesch, Schuldezernent

Dort, wo die Raumkapazitäten an ihre Grenzen gestoßen sind, suche die Verwaltung nach Lösungen. Beispielsweise in der Viktoria-Schule in Frimmersdorf, „in der eine Gruppe zusätzlich eingerichtet werden kann“, so Staff. Oder in der „Arche Noah“ in Noithausen, dort soll das Raumproblem durch einen internen Umzug gelöst werden.

Die durchschnittliche Versorgungsquote an den Grevenbroicher Ogatas liegt derzeit bei 43 Prozent. Heesch befürchtet, dass diese Zahl nach oben schnellen könnte, sollte eine Beitragsfreiheit für den offenen Ganztag eingeführt werden. „Dann sind wir rasch bei nahezu 100 Prozent“, sagt der Erste Beigeordnete. Der Rechtsanspruch sei ein hehres Ziel, meint Heesch. „Es muss aber eine korrekte Gegenfinanzierung geben, sonst ist das nicht zu schaffen.“ Mit welchen Beträgen zu rechnen sei, ließe sich noch nicht abschätzen — aber: „Die finanziellen Dimensionen werden sehr hoch sein.“

Das Leverkusener Büro „Lexis und Garbe“ arbeitet zurzeit an einem integrierten Jugendhilfe- und Schulentwicklungsplan für Grevenbroich, der im Frühjahr vorgestellt wird. Heesch hat die Experten aufgefordert, die „Denkmodelle aus Berlin“ auch in die Studie aufzunehmen. Und auch die Auswirkungen der vom Land geplanten „Flexibilisierung“ der Offenen Ganztagsschule soll berücksichtigt werden.

Heesch begrüßt zwar den Wunsch nach einer flexiblen Teilnahme am Ganztagsangebot in NRW — doch: „Es muss klar geregelt sein, wie Teilnahme und Finanzierung gestaltet werden.“ Zudem sei fraglich, wer die Flexibilität ausführen soll, wenn die Schule selbst unflexibel in der Gestaltung des Tagesablaufes sei. Nach Meinung des Dezernenten müsse das heute additive Ganztagsmodell künftig verpflichtend als schulische Aufgabe gesehen werden und in die Gesamtkonzeption eingebunden werden.

Die Stadt habe erfolgreich an der Qualitätsverbesserung in den Ogatas gearbeitet. Voraussetzung dafür sei eine regelmäßige Teilnahme der Schüler gewesen. Werde diese Verpflichtung grundsätzlich aufgeweicht und zur Beliebigkeit gestellt, leide die Qualität, berichtet Heesch. Grevenbroich habe zudem ein finanzielles Risiko, geeignetes Personal vorzuhalten, wenn die Kinderzahl täglich variieren und dies bei der Beitragsgestaltung berücksichtigt würde.