Städte planen für dieZeit nach der Braunkohle

Bürgermeisterin strebt eine Zweckgemeinschaft mit der Stadt Bergheim an, um gemeinsam zu beraten.

Grevenbroich. Bürgermeisterin Ursula Kwasny möchte mit der Stadt Bergheim eine Zweckgemeinschaft bilden, die sich mit Zukunftsfragen für die Zeit nach der Braunkohle befasst. Die Idee ist am Rande der jüngsten Treffen der „Innovationsregion Rheinisches Revier“ (IRR) entstanden. Die IRR beschäftigt sich mit dem Strukturwandel in der Region. „Allerdings liegt der Schwerpunkt dabei auf der Frage, wie es mit beziehungsweise nach den Tagebauen wie zum Beispiel Garzweiler II in den betroffenen Kommunen weitergeht“, sagt Kwasny. „Für unsere Stadt stellt sich aber vor allem die Frage, wie es weitergeht, wenn die Blöcke in Frimmersdorf abgeschaltet werden. Da geht es konkret um die Kraftwerke, und das kommt bei der IRR bislang zu kurz.“

Aus diesem Grund hat die Verwaltungschefin bereits Bergheims Bürgermeisterin Maria Pfordt angesprochen. „Dort stellen sich ja ähnliche Fragen. Deshalb macht eine Zweckgemeinschaft Sinn.“ Geht es nach Kwasny, sollen schon bald erste Treffen folgen, um gemeinsame Interessen auszuloten. „Dabei wird RWE natürlich mit am Tisch sitzen.“

Obwohl er weder aus Grevenbroich noch aus Bergheim auf dieses Thema angesprochen worden sei, sagt Kraftwerksdirektor Eberhard Uhlig seine Unterstützung zu: „Als Arbeitgeber beteiligen wir uns natürlich daran, wenn es darum geht, nachhaltig stabile Verhältnisse in den Regionen des Reviers zu schaffen — und zwar in enger Abstimmung mit den Kommunen.“ So sei der RWE-Konzern schon heute „aktiv und intensiv“ am IRR-Projekt beteiligt.

Die Zukunftsfrage könnte in Grevenbroich ohnehin früher als geplant aufs Tableau kommen. Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass die Stromproduktion aus Braunkohle in den kommenden zehn Jahren drastisch zurückgeht und RWE rund 20 Anlagen stillegt, um die Klimaschutzvorgaben der Bundesregierung zu erfüllen. Dazu zählen unter anderem Blöcke an den Kraftwerks-Standorten Frimmersdorf und Niederaußem. Nur die großen Anlagen („BoA II/III“, Block E) in Neurath sowie der Block K in Niederaußem wären demnach noch am Netz. Eine RWE-Sprecherin hatte allerdings erklärt, der Konzern halte die Szenarien, die einen extremen Rückgang der Kohleverstromung vorsehen, für wenig wahrscheinlich. Sie würden nicht mit der Unternehmungsplanung übereinstimmen.

„Ich habe kein Verständnis dafür, dass wir Diskussionen in Deutschland darüber führen, die darauf abzielen, die Energiewirtschaft herauszudrängen“, sagt Eberhard Uhlig, der die Braunkohlenkraftwerke in Frimmersdorf und Neurath leitet: „Das geht eindeutig zu Lasten der Arbeitskräfte und des wirtschaftlichen Wohlstandes einer Region, ohne dass dadurch nur annähernd umweltmäßige Vorteile entstehen.“ Wie Uhlig betonte, habe ihn das von der Bundesnetzagentur aufgeworfene Thema irritiert: „Das hat nichts mit dem gemeinsam, was vor Ort an Diskussionen und operativem Tun läuft.“