(Stau-)Freie Fahrt auf der A 540

Die nur wenige Kilometer lange Autobahn ist laut Statistik die einzige staufreie in ganz Nordrhein-Westfalen.

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Grevenbroich. Die A 540 ist was Besonderes: Unter 31 Autobahnen ist sie einzige staufreie in ganz NRW. Das zeigt eine aktuelle Statistik der nordrhein-westfälischen Verkehrszentrale. Demnach hat sich von Januar 2012 bis Mai 2017 — immerhin in etwas mehr als fünf Jahren — zwischen Jüchen und Grevenbroich kein einziger Kilometer Stau gebildet.

Dagegen ist die A 46, die ebenfalls an der Schlossstadt vorbeiführt, schon ein ganz anderer Brocken. Alleine im Mai dieses Jahres brachte sie es auf etwas mehr als 1000 Kilometer Stau. „Aber das ist nicht zu vergleichen“, sagt Norbert Cleve vom Landesbetrieb Straßenbau. Schließlich führt die „Sechsundvierzig“ von der niederländischen Grenze bei Heinsberg bis nach Bestwig im Sauerland, sie ist mehr als 140 Kilometer lang. Und die A 540, die bringt es gerade mal auf schlappe sieben Kilometer auf dem Weg durchs ehemalige Tagebaugebiet bis zum Hydro-Kreisel.

Aber die Länge ist nicht ausschlaggebend für die Staufreiheit. Vielmehr ist es der Verkehr, der über die Autobahn 540 fließt. 2005 wurden 14 000 Fahrzeuge, 2010 rund 15 000 und bei der vorerst letzten Zählung 2015 etwa 16 000 Fahrzeuge pro Tag registriert. Die maximale Stundenbelastung liegt laut Norbert Cleve aktuell bei knapp 1000 Autos, Motorrädern und Lastwagen.

„Von der Fahrzeugmenge her kann da kein Stau entstehen“, sagt der Experte. Sein Beispiel: Ein Autobahnfahrstreifen sei in der Lage, etwa 1500 Fahrzeuge pro Stunde aufzunehmen, ohne dass es zu Störungen komme. „Auf der A 540 sind insgesamt vier Streifen vorhanden, jeweils zwei in jede Richtung, auf die sich stündlich etwa 1000 Fahrzeuge verteilen.“ Das sei zu wenig, um Autoschlangen entstehen zu lassen.

Obwohl die Verkehrszentrale anderes behauptet, hat es sehr wohl schon Staus auf der A 540 gegeben — allerdings lag deren Länge weit unter einem Kilometer. Etwa 2014, als etwa 50 Autos und Lastwagen nach dem Pfingststurm „Ela“ zwischen umgestürzten Bäumen blockiert waren und von der Feuerwehr freigeschnitten werden mussten. Bei Sperrungen nach schweren Unfällen entstanden nach Polizeiangaben in den vergangenen Jahren bislang keine nennenswerten Staus — die Abfahrten Gustorf und Südstadt würden gute Möglichkeiten bieten, den Verkehr abfließen zu lassen.

Die A 540 ist rund 40 Jahre alt. Ursprünglich war sie für Größeres geplant. Sie sollte die Bundesstraße 59 ersetzen, von Grevenbroich nach Köln-Bocklemünd und dort auf die A 1 führen. Doch diese Pläne sind Geschichte. Der B 59-Abschnitt zwischen Rommerskirchen und der Autobahn 1 ist zwischenzeitlich als Umgehungsstraße ausgebaut worden. Das restliche Teilstück zwischen Grevenbroich und Rommerskirchen soll in den nächsten Jahrzehnten realisiert werden, das Projekt ist im Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgeführt.

Zwischen 1975 und 1978 gebaut, steht in absehbarer Zeit eine Grund-Sanierung der Autobahn 540 auf dem Plan. „2018, voraussichtlich noch in der ersten Hälfte, werden wir damit beginnen“, kündigt Norbert Cleve das 20-Millionen-Euro-Projekt an. Bis auf ein Teilstück, das bereits auf Vordermann gebracht wurde, wird die Straße grundlegend erneuert. Das heißt: neue Fahrbahn, neue Entwässerung, neue Schutzplanken. Ein konkreten Start-Termin für die Arbeiten gibt es allerdings noch nicht.