Streit in FDP um Bürgermeisterkandidatur spitzt sich zu

Hermann-Josef Verfürth sagt, er stünde weiter zur Verfügung. Er bezichtigt den Parteichef der Lüge.

Neuss. Die FDP verzichtet darauf, einen eigenen Bürgermeisterkandidaten zu benennen. Vordergründig, weil Hermann-Josef Verfürth als Kandidat nicht mehr zur Verfügung steht. „Aus persönlichen, zeitlichen, fachlichen und beruflichen Gründen“, wie der Parteivorsitzende Michael Fielenbach in einem Schreiben an alle Mitglieder betont. Doch diesen Rückzug hat es nach Verfürths Darstellung nie gegeben. „Der Brief ist eine reine Lüge“, sagt der FDP-Spitzenkandidat in den vergangenen beiden Wahlkämpfen, der nun seinerseits den Mitgliedern schreiben will, dass den Vorstand andere Motive umtreiben. „Was muss Nickel denen geboten haben?“, fragt er sich selbst.

Das Gerücht, dass die CDU und ihr Bürgermeisterkandidat Thomas Nickel der FDP ein Tauschgeschäft für freundliche Unterstützung angeboten haben, macht schon länger die Runde. Als sich Nickel jüngst in der FDP-Fraktion persönlich vorgestellt hatte, war danach gefragt worden. Doch der Ex-Stadtverordnete Achim Rohde betonte, es sei weder etwas angeboten, noch etwas gefordert worden. An dieser Aussage mehren sich nun Zweifel.

Der FDP-Vorsitzende hatte Anfang April dem Stadtparteitag empfohlen, keinen eigenen Bewerber ins Rennen zu schicken. Eine Ankündigung, die nicht unwidersprochen blieb. Man müsse einen eigenen Kandidaten aufstellen, um im Wahlkampf Flagge zu zeigen, sagte nicht zuletzt Verfürth, der für den Fall zur Verfügung steht. Beim Stadtparteitag konnte sich keines der Lager durchsetzen. Die Sitzung wurde nach Tumulten abgebrochen, ein Sonderparteitag im Mai ins Auge gefasst. Der entfällt nun „automatisch“, schreibt Fielenbach.

Dazu reicht dem Vorsitzenden ein Beschluss des erst jüngst um zwei Köpfe erweiterten Vorstandes. Was Fielenbach nicht schreibt: Der Beschluss wurde mit drei Gegenstimmen gefasst — unter anderem der von Verfürth, wie dieser betont. „Das zeigt schon, dass ich nicht zurückgezogen habe“, sagt Verfürth. Aber auch im Vorstand scheint man das so zu sehen. Warum sonst wurde dem Arzt aus Holzheim aufgezeigt, auch als Einzelbewerber kandidieren zu können — ohne die Partei?

Dem Vorwurf der Lüge fügt Verfürth den der Feigheit hinzu. Denn dass die FDP nun Nickel unterstützen soll, steht nicht ausdrücklich in Fielenbachs Brief. Dort heißt es nur verklausuliert: „So wie die FDP die Einheit von Landratswahlen und Bürgermeisterwahlen praktiziert, schafft sie auch für die Bürger klare Verhältnisse“. Und im Kreis hat sich die FDP schon längst hinter der Fahne der CDU und deren Kandidaten Hans-Jürgen Petrauschke eingereiht. Für ein deutlicheres Wort waren gestern weder Fielenbach noch der FDP-Fraktionsvorsitzende Manfred Bodewig zu erreichen.