Nachruf auf Heinz Gilges Sinnlicher Neusser mit vielen Talenten
Neuss · (lue-) Er war den Menschen zugewandt, nutzte seine vielen Talente, um anderen, aber auch sich selbst, Freude zu bereiten – als Architekt, als Maler, als Mundartdichter, als Rennfahrer oder auch als Motorsportfunktionär.
Heinz Gilges, dieser sinnliche Mensch, wusste, dass sein erfülltes Leben die Zielgerade erreicht hatte und er akzeptierte, dass er nicht länger ein Charmeur, Lebemann und Genießer sein konnte. Der Krebs war stärker. So erfüllte er sich seinen letzten Wunsch, kehrte in sein Haus nach Selikum zurück, wo er am frühen Dienstagmorgen friedlich einschlief. Er wurde 91 Jahre alt.
Heinz Gilges hat Spuren in seiner Heimatstadt und darüber hinaus hinterlassen. Er entstammt einer musisch orientierten Familie, sein Elternhaus steht an der Thywissenstraße im Dreikönigenviertel. Sein Vater Wilhelm war Architekt, der nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau vieler Kirchen engagiert war. Gemeinsam mit seiner Schwester Käthe arbeitete Heinz Gilges zunächst im Büro des Vaters. Hunderte Gebäude tragen seine Handschrift, er wirkte als Architekt und Bauträger – immer wieder gestaltete er Kirchen und Kirchenfenster, so auch in Kaarst, in Vorst und in Holzheim. Als Künstler („Ich bin immer Maler gewesen“) hinterlässt er ein umfangreiches Lebenswerk. Inspiriert vom Bauhaus folgte auch Gilges klaren, geometrischen Formen, schuf reduzierte, ja minimalistische Bilder. Bereits 1958 zeigte er gemeinsam mit Günter Wassermé Arbeiten, nach seiner Erinnerung war es „die erste Ausstellung abstrakter Kunst nach dem Kriege in Neuss“. In der Motorsportszene gehört Heinz Gilges zu den prägenden Persönlichkeiten. Er wurde 1959 Rennfahrer mit beachtlichem Erfolg, organisierte Wettbewerbe und wurde Funktionär. So wurde er der letzte ehrenamtliche Rennleiter der Formel 1 auf dem Nürburgring, so lange der Rennleiter noch vom ADAC gestellt wurde. Mit Schaffenskraft und rheinischer Toleranz gestaltete Heinz Gilges sein umfassendes Lebenswerk. Am Freitag, 10. Februar, wird er auf dem Neusser Hauptfriedhof zu Grabe getragen.