Verbände suchen dringend Seelsorger

Priestermangel und immer größere Seelsorgebezirke sind der Grund. Teilweise führt das zu einem Problem der Bruderschaften.

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Neuss. Unter den katholischen Verbänden ist ein Wettbewerb um die noch verfügbaren Geistlichen entbrannt. Denn kirchennahe Vereine wünschen sich einen Präses als geistlichen Betreuer, doch die Priesterschaft kann das in den großen Seelsorgebezirken kaum noch leisten. Namentlich bei den Schützenbruderschaften, und da gerade im Neusser Süden, wird das als Problem erlebt. In Versammlungen war schon zu hören, dass man dann ja auch die Satzung ändern und ein Bürger-Schützenverein werden kann. Eine Einzelmeinung?

Gudio Assmann, Kreisdechant

In der Bruderschaft St. Peter und Paul ist man sehr stolz auf Brudermeister Heinz Meuter. Der hat am schnellsten auf die Tatsache reagiert, dass Pfarrer Willi Klinkhammer nicht Präses der Schützen in Rosellerheide wird, und mit Diakon Michael Offer eine Wunschlösung erreicht. Andere Bruderschaften suchen nämlich noch. Kreisdechant Guido Assmann wirbt um Verständnis für die Situation der Kirche. Die 23 Priester, die noch im Stadtgebiet tätig sind, wären auch als Präses der katholischen Frauengemeinschaften, der Kirchenchöre und Kolpingsfamilien, sowie der KJGs gefordert — und nicht nur von den neun Bruderschaften im Stadtgebiet. „Wenn erwartet wird, dass ein Priester, möglichst der leitende Pfarrer, alle Schützenfestaktivitäten mitmacht, kann er seinen vielfältigen Diensten nicht nachkommen“, sagt Assmann. Geistliche sollten sinnvollerweise eine geistliche Aufgabe in einer Bruderschaft übernehmen.

Pfarrer Willi Klinkhammer hat auch das für sich ausgeschlossen. Sein Problem: Er ist der einzige leitende Pfarrer in Neuss, der zwei Seelsorgebereiche verantwortlich leitet. In denen stehen fünf Priestern genauso viele Bruderschaften gegenüber. In keiner wird Klinkhammer Präses — auch um keine der anderen zu benachteiligen. Unabhängig davon haben viele auch den Eindruck, dass die Schützen nicht mehr dieselbe Wertschätzung erfahren wie früher, obwohl sie sich in den Gemeinden in vielfältiger Weise engagieren — von Fronleichnam bis St. Martin. Trotzdem werden Lösungen gefunden. Brudermeister Klaus Reichl wurde vor einigen Tagen Kaplan Renovat Nyandwi als Präses der Hoistener St.-Hubertus-Bruderschaft zugewiesen, sodass eine fast zweijährige Vakanz beendet werden konnte. Und auch die St.-Peter-Bruderschaft hat diese Personalfrage lösen können. „Es war schwierig, aber wir können uns nicht beschweren“, sagt Brudermeister Karl-Heinz Wollenhaupt, der Pfarrvikar Michael Arend als neuen Präses vorstellt.

Für Bezirksbrudermeister Andreas Kaiser sind die aktuellen Probleme Ausdruck einer Kirche im Wandel. „Wir sind Teil der Kirche und auf diesem Weg gefordert“, sagt er. Kaiser erwartet auch, dass Laien, die Wortgottesfeiern halten dürfen, zunehmend das Schützenjahr der Bruderschaften mitgestalten werden. Weihbischof Dominik Schwaderlapp hätte in einem Gespräch mit ihm aber auch erklärt, „nicht alles an Laien abzugeben, damit der Kontakt zur Kirche nicht abreißt.“