Vereine begrüßen die vereinfachte Auskunft
Ehrenamtliche Arbeit mit Kindern: Bald kein erweitertes Führungszeugnis mehr nötig.
Dormagen. Wer als Trainer oder Helfer im Sport- , Schützenverein oder in einer kirchlichen Gruppe mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, muss zuerst ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen. Eine umständliche Prozedur mit mehreren Gängen zu Verein und Rathaus. Das soll nun anders werden, denn diese obligatorische Vorlage soll durch eine vereinfachte Auskunft des Bundeszentralregisters ersetzt werden. Profitieren würden in Dormagen ehrenamtliche Helfer, Trainer und Übungsleiter in allen Vereinen und Organisationen. Skeptisch ist Heinz Hilgers, Vorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes: „Ein Führungszeugnis oder eine solche Auskunft verhindern prinzipiell nicht, dass Kinder missbraucht werden.“
Frank Janssen kann sich noch gut daran erinnern, als er selbst mit dem polizeilichen Führungszeugnis in der Hand bei seinen Schützenkameraden vorstellig wurde. Weil Janssen als Bezirksjungschützenmeister viel mit jungen Menschen zu tun hat, musste er das erweiterte Führungszeugnis einreichen. Nach Angaben von Frank Janssen würden im Bezirk Nettesheim elf Bruderschaften von der Neuregelung profitieren. „Sicherlich zwei Dutzend Ehrenamtler kümmern sich um Kinder und Jugendliche bei den Edelknaben, in der Schießabteilung oder im Jungschützenzug.“ Beim größten Dormagener Sportverein, TSV Bayer, sind 60 Trainer und Übungsleiter betroffen. „Der Aufwand für ein Führungszeugnis ist relativ umständlich“, sagt Rainer Lisson, Vorstand Sport&Kommunikation. „Über eine Vereinfachung wären wir sehr froh, zumal wir auch die Kosten tragen.“
Das erweiterte Führungszeugnis ist vom Gesetzgeber im Mai 2010 eingeführt worden. Seither wurde es insgesamt 2047 Mal in Dormagen beantragt. „Wie oft das erweiterte Führungszeugnis für ehrenamtliche Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit beantragt wurde, ist anhand der im Bürgeramt vorliegenden Daten nicht ermittelbar“, sagt Stadtsprecher Harald Schlimgen. In Dormagen gibt es rund 80 Vereine, in denen ehrenamtliche Jugendarbeit geleistet wird. Eine Vereinfachung für die hier tätigen Ehrenamtler, die zugleich den Jugendschutz gewährleistet, wäre auch aus Sicht der Stadtverwaltung zu begrüßen, so Schlimgen.
Der Dormagener Kinderschutzpräsident Hilgers will sich die angedachte neue Regelung „erst im Detail ansehen“. Er warnt davor, „zu glauben, dass das Thema sexueller Missbrauch von Kindern in Vereinen oder Institutionen mit Führungszeugnissen oder einer jetzt neu angedachten Form vorbei wäre“. Er fordert vielmehr eine „Kultur der Achtsamkeit“ und eine „Beschwerde-Kultur“. Vorstände müssten hellhörig werden, wenn Kinder nicht mehr zum Training wollten oder abgemeldet werden, die beim gleichen Trainer trainieren. „Auch muss es Stellen im Verein geben, an die sich Kinder wenden können.“