Viele Firmen warben um Nachwuchs

Die 3. Ausbildungs- und Studienbörse am Samstag in der Rathausgalerie war die bislang größte und am besten besuchte.

Foto: Anja Tinter

Kaarst. Die 3. Ausbildungs- und Studienbörse am Samstag in der Rathausgalerie war die bislang größte und am besten besuchte. Am frühen Nachmittag gab es fast überall nur zufriedene Gesichter. Was einmal mehr deutlich wurde: Vor allem das Handwerk hat es schwer, junge Menschen zu gewinnen. Kehrseite dieser Medaille: Wer sich nicht zu schade ist, sich die Hände schmutzig zu machen, kann auch mit einem nicht ganz so guten Schulabschluss den Einstieg ins Berufsleben schaffen.

Was Bürgermeisterin Ute Nienhaus auffiel: „Viele Interessenten bringen Vater oder Mutter mit.“ Zu ihnen gehörte auch Vincent Both aus Kaarst. Der Kreuzbandriss konnte ihn nicht davon abhalten, sich in der Rathausgalerie zu informieren. Er kam mit Mutter Heidi, möchte sich nach einem Semester Volkswirtschaftslehre umorientieren. „Das war schon sehr interessant“, urteilte der 20-Jährige über das, was Personalleiterin Anke John und Ausbildungsleiterin Michaela Schüpper von der Stadt Kaarst über die Ausbildung für den gehobenen Dienst erzählt hatten. „Wir bekommen noch immer viele Bewerbungen“, sagte Anke John.

Nicola Stolle von der Sparkasse Neuss hat da ganz andere Erfahrungen gemacht: „Die Zahl der Bewerbungen bei uns ist rückläufig. Das Berufsbild scheint nicht mehr ganz so attraktiv zu sein.“ Noch schwieriger wird es im Handwerk, Stellen zu besetzen: „Ich habe jetzt endlich einen Azubi“, freute sich Malermeister Josef Hoster aus Büttgen. Sohn Michael ist Landschafts- und Gartenbauer und noch auf der Suche nach einem weiteren Azubi: „Ich habe einige interessante Gespräche führen können“, sagte er. „Es ist schwer, vernünftige Azubis zu finden“, stöhnte Andrea Hügen. Wer seine Zukunft plant, sollte überlegen, ob die Kaarster Firma, bekannt für ihre Planen, nicht etwas wäre. Wer am Ball bleibt, kann auf einen fast schon beamtenmäßig sicheren Job hoffen. Wer keine Tapeten in steilen Treppenhäusern an die Wände kleben oder Pflasterarbeiten bei Wind und Wetter erledigen möchte, für den wäre vielleicht der Job des Hörgeräteakustikers oder des Augenoptikers etwas.

Marina Burgardt von der Firma Pleines machte Interessenten Hoffnungen: „Die Nachfrage ist deutlich höher als die Zahl der Bewerber.“ Sven Rosenstengel, für die Hörgerätesparte zuständig, lockte mit einem sicheren Job. Voraussetzung ist der gekonnte Umgang mit Menschen und mit Elektronik — sowie ein Realschulabschluss.

Sebastian Kamprad trug seine Offiziersuniform und warb für ein Berufsleben bei der Bundeswehr. „Wir kommunizieren offen und ehrlich, dass auch Auslandseinsätze möglich sind“, erklärte der Soldat. Aber nicht immer: Angeboten werden auch Verwaltungsjobs. Auch hier lockt der Beamtenstatus. Damit konnte Thomas Röttcher vom Rewe-Markt an der Neusser Straße nicht dienen; was er zu bieten hat: „Eine garantierte und unbefristete Übernahme von Azubis, die eine gute Abschlussprüfung schaffen.“