Münze mit Nazi-Symbolen in Neusser Gasthaus aufgetaucht
Ein Angestellter entdeckte das Geldstück mit verbotenen Symbolen aus der NS-Zeit beim Erstellen der Abrechnung.
Neuss. Eine Zwei-Euro-Münze als Nazi-Propaganda — kaum vorstellbar, aber offenbar Realität. In Neuss ist ein solches Geldstück in der Nacht von Freitag auf Samstag aufgetaucht. Marvin Schramm (25) hat die Münze entdeckt. Er arbeitet in einem Neusser Gastronomiebetrieb und war gerade dabei, die Trinkgeld-Abrechnung für seine Kollegen zu machen, als ihm ein ungewöhnliches Zwei-Euro-Stück auffiel.
Auf der Vorder- und Rückseite waren ganz offensichtlich nachträglich Zeichen eingestanzt worden. Schramm konnte zunächst kaum glauben, was da zu sehen war: „Nazi-Symbole!“ Auf der Vorderseite, neben der Ziffer Zwei und über dem Euro-Schriftzug, war eindeutig ein Reichsadler und ein Hakenkreuz zu sehen. Auf der Rückseite, mitten auf der Brust des Bundesadlers, prangte eine doppelte sogenannte Sig-Rune, das Zeichen von Hitlers Schutzstaffel, kurz SS. „Ich war schockiert, ebenso wie meine Kollegen und ein paar noch anwesende Gäste, die das Ganze mitbekommen haben“, sagt der ausgebildete Fachmann für Systemgastronomie. Der Betrieb, in dem er angestellt ist, gilt als beliebter Treffpunkt auch für Jugendliche und junge Erwachsene. „Unsere Gäste sind bunt gemischt, quer durch die Gesellschaft. Wir legen Wert auf Toleranz und friedliches Zusammenleben.“ Für Rassismus und Fremdenfeindlichkeit habe dort niemand Verständnis. Umso erschreckender findet Schramm, dass in seinem Betrieb plötzlich Nazipropaganda auftaucht. „Welcher Idiot macht denn so was? — Meine Kollegen und ich konnten es einfach nicht fassen“, sagt Schramm.
Der Fall in Neuss ist selten, aber nicht einzigartig. Im Juni 2013 berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung in Dortmund über einen ähnlichen Fund, ebenfalls eine Zwei-Euro-Münze, mit den gleichen nachträglich eingestanzten Symbolen. Auch in Düsseldorf wurde nach Medienberichten schon einmal ein Zwei-Euro-Stück entdeckt: 2011 fiel es als Gewinn aus einem Spielautomat.
Nach dem Vorfall in Dortmund hatte ein Sprecher der Deutschen Bundesbank erklärt, dass leider nicht nur Fans von Sportvereinen mitunter auf die Idee kämen, Münzen mit ihren Symbolen zu versehen. Immer wieder würden auch rechtsextremistische Zeichen in Geldstücke gestanzt oder auch Geldscheine mit nationalsozialistischen Stempeln bedruckt. Entsprechende Vorfälle habe es auch bereits zu D-Mark-Zeiten gegeben.
Werden Münzen oder Scheine mutwillig beschädigt, gibt es übrigens — anders als bei versehentlichen Beschädigungen — keinen Ersatz. Was in Fällen wie dem jetzt in Neuss entdeckten noch hinzu kommt: Die Verbreitung solcher nationalsozialistischer Symbole ist nach Paragraf 86a des Strafgesetzbuchs verboten. Es drohen Freiheitsstrafen bis zu drei Jahren oder Geldstrafen.
Schramm will das Geldstück auf jeden Fall an geeigneter Stelle abgeben: „So ein Mist darf nicht wieder in Umlauf kommen.“ Die Polizei rät dazu, mit entsprechenden Münzen bei einer ihrer Dienststellen vorstellig zu werden. Von weiteren ähnlichen Fällen im Rhein-Kreis war der Polizei nach Auskunft der Kreisleitstelle bis gestern nichts bekannt. Dass die Polizei den Urheber der Nazi-Propaganda ermitteln kann, hält Schramm allerdings für unwahrscheinlich: „Ich kann nicht sagen, wer damit bezahlt hat. Außerdem kann die Münze ja schon lange im Umlauf sein.“ Der Prägestempel datiert das Geldstück auf 2002.