Vorfreude auf das Tour-Spektakel
Bereits heute starten die Kultur-Events. Anwohner müssen sich am Sonntag auf Umwege einstellen.
Neuss. Die Nummer 903857 im Neusser Rathaus ist am Sonntag die Nummer gegen Kummer. Wer sie wählt, landet direkt im Lagezentrum der Stadt und bei Uwe Talke. Der Sportreferent, bei dem die Fäden für die Vorbereitungen zur Durchfahrt der „Tour de France“ zusammenlaufen, ist Ansprechpartner bei allen auftretenden Problemen. „Ich werde alles sehen, nur nicht die Tour live“, seufzt Talke. Bitter für ihn — nach neun Monaten ehrenamtlicher Vorbereitungsarbeit.
Aber er freut sich mit allen Neussern auf ein außergewöhnliches Wochenende. Das beginnt bereits am heutigen Freitag mit drei kulturellen Highlights, die nur wenige hundert Meter Luftlinie voneinander entfernt sind: Klassiknacht im Rosengarten, Shakespeare im Globe auf der Rennbahn und ein Konzert der „Rabaue“ auf dem Münsterplatz. Martin Jakubeit, Geschäftsführer der Deutschen Kammerakademie Neuss, ist zwar nicht glücklich über diese Häufung, hofft aber auf ein ungestörtes Nebeneinander. Die DKN-Techniker jedenfalls gingen von keinen störenden Nebengeräuschen bei der Klassiknacht aus.
Die Auftritte von „Rabaue“, das Konzert von „Extrabreit“ am Samstag und der Swinging Fanfares (am Sonntag nach der Tour-Durchfahrt) sind auf Initiative der Wirte Werner Galka und Michael Mylord zustande gekommen. Sie haben sich Gedanken über einen Beitrag zur Tour de France gemacht und viele größere und kleinere Initiativen folgten. So trifft sich die „Bürgergesellschaft“ zum Rudelgucken an der Rheydter Straße, die SPD an der alten Trafostation und damit in Nachbarschaft zum — korpsübergreifend verabredeten — Treffpunkt „Schützenwiese“ und dem Stand des Radfahrervereins an der Kaiser-Friedrich-Straße.
Die Vorbereitungen zur Tour-Etappe laufen weiterhin auf Hochtouren. Die Installation „Gruß an Frankreich“ auf der Rennbahn entsteht gerade, die Sperrungen sind vorbereitet, die Helfer geschult, und die städtische Webcam auf dem Dach des Romaneum neu justiert. Sie fängt jetzt alle zehn Sekunden ein aktuelles Bild vom „Tour-Hotspot“ am Kehlturm ein und überträgt es auf die Internetseite der Stadt. Auch die Stadtwerke Neuss haben sich auf die Stunden vorbereitet, in denen auch die Linienbusse nicht durch die Stadt fahren können.
Die Strecke wird am kommenden Sonntag ab 10.30 Uhr für alle Autofahrer gesperrt, insgesamt 62 Straßensperren — einschließlich der Autobahnausfahrt Büttgen — aufgebaut, und 5,5 Kliometer der Strecke mit Gittern gesichert. Diese Abschnitte können dann nur an einer der insgesamt acht eingerichteten Fußgängerfurten überquert werden, erinnert Michael Kloppenburg, der Leiter des städtischen Presseamtes. Für jenes ist am Sonntag ab 11.30 Uhr Heinz Kutsch im Quirinus-Kostüm als Neuss-Botschafter auf der Strecke unterwegs. Ab 12.06 Uhr, so der offizielle Zeitplan, rollt die Werbekarawane als Vorbote der Tour de France durch die Stadt. Das Feld der Radprofis wird Neuss voraussichtlich zwischen 13.46 und 13.54 Uhr passieren.