Wenn das Ich im Nebel versinkt

Ein Infotag soll über Demenz, Hilfsmöglichkeiten und Therapien aufklären.

Rhein-Kreis Neuss. Es ist ein Thema, vor dem die Augen nicht verschlossen werden dürfen. "Glaubt man den Statistiken, dann haben wir hier im Rhein-Kreis innerhalb von zehn Jahren eine Zunahme an Demenzkranken von derzeit 5000 auf 8000 Betroffene", erklärt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke. Demenz stelle das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen, ergänzt Kreisgesundheitsdezernent Karsten Mankowsky. Dabei könne nur wirksam etwas dagegen getan werden, wenn gezielt aufgeklärt werde. Medikamente könnten den Verlauf nur bremsen, nicht umkehren.

Am kommenden Dienstag findet im Kreishaus daher ein Informationstag zum Thema Demenz statt, zu dem Betroffene, jedoch vor allem Angehörige und Menschen eingeladen sind, die vor dem Thema-noch-große Scheu empfinden. "Es ist eine Tatsache, dass über Demenz immer noch hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird", stellt Silke Lua vom Demenz-Servicezentrum NRW klar. Das einzige, was dagegengesetzt werden könne, sei lückenlose Information. Lua: "Im Idealfall weiß jeder Verkehrsteilnehmer und jeder Linienbusfahrer, was zu tun ist, wenn etwa ein Fahrgast nicht mehr aus dem Bus aussteigen kann, wenn er seine Zielhaltestelle vergessen hat, oder wenn Betroffene orientierungslos auf Verkehrsinseln stehen." In diesem Fall sei die Krankheit jedoch bereits weit fortgeschritten, sagt Sandra Withofs von der Alzheimergesellschaft des Rhein-Kreises Neuss: "Daher gibt es beim Aktionstag unter anderem auch einen Teststand, an dem Beratungen über Vorbotensymptome angeboten werden."

Denn oft spürten lediglich die Betroffenen die ersten Hinweise auf die Krankheit, würden sie jedoch - oftmals erfolgreich - überspielen.

In Zusammenarbeit mit dem Servicezentrum und der Alzheimergesellschaft des Rhein-Kreises Neuss wurde ein knapp 90-seitiger Wegweiser erarbeitet, in dem Hilfsmöglichkeiten für Familienmitglieder und Ansprechpartner aufgelistet sind. Dieser Wegweiser wird während des Aktionstages verteilt. Mankowsky: "Besucher sollten auch das Gespräch mit Betroffenen suchen. Es ist wichtig, Berührungsängste abzubauen und gleichzeitig auch zu sehen, wie verändert an Demenz Erkrankte ihre Umwelt wahrnehmen."