Wenn Realität und Fantasie verschwimmen
„Clyde und Bonnie“: Das Rheinische Landestheater zeigt ab Sonntag ein „B-Movie für das Theater“.
Neuss. Sie haben nur sich, sonst nichts. Als sich Bonnie und Werner in einer Videothek kennenlernen, beginnt nicht nur ihre Liebesgeschichte, sondern auch die Achterbahnfahrt zwischen Realität und Fantasiewelt. „Selbst bei ihrem Kennenlernen weiß man nicht wirklich: Ist das so gewesen, oder ist das nur eine Version, wie es hätte sein können?“, gibt Dramaturgin Stefanie Schnitzler zu denken.
Echt ist jedenfalls die Liebe zwischen den beiden jungen Menschen. „Alles andere könnte gemeinsame Fantasie sein. Sie erfinden ihre eigene Identität neu“, sagt Schnitzler. „Beide sind filmaffin, sie spielen bekannte Szenen nach.“ So kommt Werner zu seinem Spitznamen Clyde. Eine Bank überfallen, das können sie doch auch. Entweder reich werden oder gemeinsam in einer Blutlache sterben — so die Idee.
„Die bittere Realität ist: Die beiden haben nichts. In ihrer großen Liebe, einer Amour Fou, träumen sie sich weg und versuchen, ihr Traumgebilde umzusetzen“, sagt Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen. „Man beginnt als Zuschauer, mit den beiden zu sympathisieren, obwohl das, was sie tun, kriminell ist.“
„Clyde und Bonnie“ soll kein Remake des Films sein — darauf soll der Untertitel „Ein B-Movie für das Theater“ hinweisen. „Es ist ein szenisches Stück mit vielen Rückblenden, das in einem großen Bogen von hinten nach vorne spielt“, erklärt Schnitzler. Deshalb empfiehlt sie das Stück ab 15 Jahren. „Ich bin mir sicher, dass jeder Zuschauer eine andere Geschichte erzählt, wenn er aus dem Theater kommt. Wir haben den Text alle unterschiedlich gelesen und uns gestritten, wie welche Szene zu interpretieren ist, was Realität und was Fantasie ist.“
Eine Orientierungshilfe in der verschachtelten Handlung soll dem Besucher die Musik sein. Bojan Vuletic hat sie für die Produktion komponiert.
Vuletic: „Wir wollten keine Filmusik zitieren, sondern der Liebe zwischen Clyde und Bonnie eine eigene Musik schenken.“