Ringen Die Nicht-Aufstiegs-Posse geht weiter
Neuss. · Der Deutsche Ringer-Bund akzeptiert Landgraaf nicht als Erstligisten. Nun soll der KSK Neuss wieder zwangsaufsteigen. Der Verein will aber nicht und erwägt eine Klage gegen ein mögliches Bußgeld.
Eigentlich war für die Ringer des KSK Konkordia Neuss das leidige Thema (Zwangs-)Aufstieg in die Bundesliga vom Tisch. Im „Final Six“ in Bonn hatte der Hauptrunden-Meister der Oberliga West gegen den KSV Simson Landgraaf mit 15:18 verloren – folglich bedachte der Ringerverband Nordrhein-Westfalen die Niederländer mit dem Platz im Oberhaus.
Doch da hatten Verbandspräsident Jens-Peter Nettekoven und die bis auf weiteres aufstiegsunwilligen Neusser die Rechnung ohne den Deutschen Ringerbund (DRB) gemacht. Der akzeptierte die Kraftsportler aus dem Königshaus Oranien (Oranje) nämlich nicht und gab den „Schwarzen Peter“ zurück an den KSK.
Der KSK befürchtet, in der 1. Liga nur „Prügel zu beziehen“
Der sieht sich indes nach wie vor außerstande, diesen gewaltigen Schritt – zumindest jetzt schon – zu tun. Zwar verfügt der Verein über herausragende Nachwuchsringer, die jedoch sind zum größten Teil noch nicht mal volljährig „und einfach noch zu grün für die Erste Liga“, sagt KSK-Ehrenvorsitzender Hermann Kahlenberg: „Sie würden vom ersten Kampf an Prügel kriegen. Das wollen weder wir und ihre Eltern noch Bundestrainer Maik Bullmann, der ihnen geraten hat, in Neuss zu bleiben.“
Mit diesem Problem ist die Konkordia im Übrigen nicht allein. Bundesweit wagt kaum ein vor allem von Ehrenamtlern getragener Oberligist den viel zu großen Sprung direkt ins professionelle Oberhaus. So hat der DRB bereits gegen den KSC Niedernberg (Hessen), der seiner Aufstiegspflicht ebenfalls nicht nachkommt, das in seiner Recht- und Strafordnung vorgesehene „Ordnungsgeld“ von 4000 Euro verhängt.
Trotzdem hat Horst Faller, als Mitglied des Ehrenrats im Vorstand des KSK vertreten, die ihm vom Verband durch Ralf Diener (Vizepräsident Bundesliga) zugeschickten Lizenzunterlagen für die Eliteklasse schon zweimal abgewiesen. Und das mit Rückendeckung des Ringerverbandes NRW, der der Konkordia mit seinen Teams für die anstehende Saison schon Plätze in der Ober- und Landesliga reserviert hat. „Präsident Jens Nettekoven steht da voll hinter uns“, sagt Faller. Für ihn und den Verein steht damit fest, „dass wir die Strafe von 4000 Euro auf keinen Fall bezahlen werden. Wenn es es sein muss, lassen wir es auf einen Rechtsstreit ankommen und gehen nötigenfalls auch vor ein ordentliches Gericht.“
In einem Schreiben an DRB-Generalsekretär Karl-Martin Dittmann gibt Faller seiner Verwunderung Ausdruck – schließlich sei der KSV Simson Landgraaf über den Verband NRW Mitglied im Deutschen Ringer-Bund. „Folglich sind wir der Auffassung, dass Landgraaf in die Bundesliga aufzusteigen hat.“
Darüber hinaus könne der KSK in den Bundesliga-Richtlinien „auch keine Einstandspflicht des Zweitplatzierten für den Aufstieg erkennen. Die Formulierung ,Vertreter’ der Oberliga ist hier nicht ausreichend, da dies jeder beliebige Verein der Oberliga NRW sein kann.“ Das Gebaren des DRB enttäusche ihn auch persönlich sehr: „Ich war 32 Jahre einer der höchsten Kampfrichter weltweit, und jetzt redet bei denen keiner mehr mit uns. Das ist wirklich traurig.“
Dabei sieht Faller den KSK Konkordia Neuss mittelfristig durchaus in der 1. Bundesliga. „Aber erst in ein, zwei Jahren, wenn unser Nachwuchs so weit ist.“
Der DRB hat auf seiner Bundesligatagung in Würzburg derweil gerade erst beschlossen, dass das aktuelle System mit einem dreigleisigen Oberhaus bis zur Saison 2020/2021 bestehen bleiben wird. Im Klartext: Auch im nächsten Jahr wird es keine 2. Bundesliga geben. Auf der Homepage des Ringerverbandes NRW heißt es dazu: „Was danach passiert, steht noch in den Sternen. Der DRB will sich jedoch bemühen, nach Rücksprache mit den Vereinen, die für einen möglichen Aufstieg infrage kommen, wieder eine 2. Liga einzurichten.“