Prävention im Bistum Münster Gemeinde stellt Regeln gegen Missbrauch auf
Tönisberg/Rheurdt. · Die St.-Martinus-Gemeinde, zu der auch Tönisberg gehört, hat ein Konzept verabschiedet.
In der St.-Hubertus-Kirche in Schaephuysen wurde jetzt das sogenannte Institutionelle Schutzkonzept (ISK) vorgestellt. Kirchenvorstand, Pfarreirat und Pastor Norbert Derrix von der St.-Martinus-Gemeinde, zu der auch die Katholische Gemeinde in Tönisberg gehört, unterschrieben eine Richtlinie zur Prävention vor sexualisierter Gewalt. Ende 2017 ging vom Bistum Münster die Aufforderung an alle Gemeinden, ein Schutzkonzept zu erstellen. „Wir haben in unserem gut zehnköpfigen Arbeitskreis die Präventionsverordnung vom Bistum Münster für unsere Gemeinde angepasst“, sagt Derrix.
Basis dazu war eine Risikoanalyse der verschiedenen Kinder- und Jugendgruppen mit dem Ziel, Orte der sexualisierten und körperlichen Gewalt auszumachen, beispielsweise in Kitas, Gruppen der Messdiener oder Kommunionkinder. Klar sprach Pastor Derrix in der Messe eines der Probleme der katholischen Kirche an: Macht, Machtmissbrauch und Klerikalismus. „Unsere Gesellschaft, unsere Kirche hat ein Problem.“ Endlich sei der Schritt gewagt worden, Skandalen, Verfehlungen und Eigenartigkeiten nachzugehen.“
Broschüre gibt auch Regeln für nicht-sexualisierte Sprache vor
„Wer sich nicht an das Konzept hält, der muss gehen“, so Derrix zu den Konsequenzen. Die Wunden der Betroffenen seien tief. Die umfassende Aufklärung sei das Gebot der Stunde, verbunden mit Transparenz und einer begleitenden Botschaft. „Wir passen auf uns auf, und auf die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen. Der normale Umgang miteinander ist abhanden gekommen“, so Derrix: „Das gegenseitige Beobachten macht das Konzept nicht schöner, aber sicherer.“ Diesen normalen Umgang hat der Arbeitskreis für Haupt- und Ehrenamtliche für St. Martinus formuliert, um das Risiko sexualisierter Gewalt zu senken. Im Vorfeld wurden im Bistum Münster rund 50 000 Präventionsfachkräfte geschult. Diakon Herbert Thielmann hat in St. Martinus bei den jeweiligen Gruppen Schulungen durchgeführt. „Kitas und Pfadfinder entwickeln ihr eigenes Konzept. Das Interesse auch von anderen Gruppen ist groß“, so Thielmann. In der 24-seitigen Broschüre, die am Sonntag, 8. März, in den Kirchen ausgeben wird, geht es im Verhaltenskodex unter anderem darum, in allen Gruppierungen den respektvollen, altersgerechten Umgang miteinander zu pflegen.
„Wir verwenden in unserer Pfarrei keine sexualisierte Sprache, machen keinerlei sexualisierte Anspielungen“, heißt es dort. Das Konzept nimmt Stellung zum Umgang mit digitalen Medien und sozialen Netzwerken. Auch dem Thema „Angemessenheit von Körperkontakten“ widmet sich das Konzept. Ist das Berühren des Armes im Sinne von Trostspenden noch erlaubt? „Alle Sensoren sind sensibel. Wir alle, die wir mit Kindern in den Gruppen zusammenkommen, stehen im besonderen Fokus“, sagt der Pfarrer.
Derrix weist zugleich auf die Reichweite hin. Das Unbeschwerte im Umgang mit Kindern und Jugendlichen sei durch das missbräuliche Verhalten anderer verlorengegangen. Das Konzept fordert auf, grenzverletzendes Verhalten öffentlich zu machen, indem die Situation gestoppt und angesprochen wird. Thielmann warnte aber: „Wir dürfen nicht die Schere im Kopf haben, wenn wir auf Menschen zugehen.“