Rockermord-Prozess in Duisburg Stückelmord-Prozess verzögert sich erneut
Mönchengladbach/Duisburg · Echte und fragwürdige Krankheitsfälle, Zeugen, die sich plötzlich an nichts mehr erinnern können. Der Prozess um den Stückelmord an Kai M. bleibt eine mühsame Angelegenheit, bei der fast alles vom Mönchengladbacher Kronzeugen abhängt.
(mlat) Der Zeuge sitzt erst wenige Minuten im Gerichtssaal, da wird der Richter laut. „Frechheit“, ruft er dem 36-jährigen Essener zu. Er soll einer der Menschen gewesen sein, die den mutmaßlich von den Hells Angels ermordeten Kai M. in den letzten Tagen seines Lebens häufiger gesehen haben. Nur erinnert er sich nicht mehr wirklich daran. Und weil seine Frau Corona hat, sei er eigentlich auch verhandlungsunfähig. Nur seine Ärztin sieht das leider anders.
Es sind Aussagen wie diese, die zeigen, warum die Ermittler im Fall Kai M. so lange im Dunkeln tappten. Zeugen, die schweigen, sich am liebsten vor Aussagen drücken und sich am Ende darauf berufen, dass sie sich an das, was sie vor acht Jahren mal bei der Polizei gesagt haben, nicht mehr erinnern. Der 36-Jährige war am Mittwoch als einer von zwei Zeugen ins Duisburger Landgericht geladen worden. Während er erscheint, nachdem seine Ärztin ihn nicht verhandlungsunfähig schreiben wollte, macht es sich der andere Zeuge noch einfacher. Erst während der Sitzung kommt seine Krankmeldung im Saal an. Ein Corona-Selbsttest sei positiv gewesen.
Vor acht Jahren hatte der 36-Jährige noch umfassend ausgesagt. Davon wie er Kai M. im Essener Rotlichtviertel kennenlernte und wie er durch ihn in Kontakt mit den Hells Angels geraten war. Sogar von einer Frau, die er für M. in seinen Mönchengladbacher Unterschlupf fuhr. Kurz bevor dieser mutmaßlich ermordet wurde. „Wie oft kam es in Ihrem Leben vor, dass jemand aus Ihrem Bekanntenkreis getötet worden ist“, fragt der Richter den Zeugen irgendwann. „Dass sie das vergessen, kann sich hier keiner vorstellen.“
Der Essener hatte auch Jahre später noch Kontakt zu den Hells Angels, den in den Iran abgetauchten Mönchengladbacher Rocker-Chef Ramin Y. traf er zuletzt vor eineinhalb Jahren, gibt er an. Zumindest daran erinnert er sich genau.
Aussagen wie diese zeigen auch, wie wichtig der Mönchengladbacher Kronzeuge für das Verfahren ist. Trotz all seiner Launen und Eigenheiten ist er zumindest (meistens) aussagewillig. Am Freitag sollte er eigentlich weiter aussagen, doch da fiel die Sitzung aus. Dieses Mal konnte kein Zeuge etwas dafür. Eine Schöffin war erkrankt.
Der nächste Prozesstermin in Duisburg ist nun für nächsten Mittwoch, 7. Dezember angesetzt.