Speed-Debating in Willich Großes Interesse an Speed-Debating
Willich. · Willicher Schüler fragten Vertreter der Fraktionen im Gründerzentrum interessiert aus.
Rund 40 Schülerinnen und Schüler der neunten bis zwölften Klassen, die meisten davon vom St.-Bernhard-Gymnasium und der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule, ließen sich auf etwas ein, was es bereits in etlichen anderen Städten der Region gibt: Auf Anregung der Jungen Union gab es im Gründerzentrum ein Speed-Debating.
Alle im Rat vertretenen Fraktionen waren dabei. Die Volksvertreter mussten viele Fragen beantworten. Sie konnten nicht um den heißen Brei herumreden, denn jeweils nach drei Minuten läutete Sandra Thull, im Rathaus für Personal und Organisation zuständig, die Glocke, mit der sich Bürgermeister Josef Heyes in Ausschuss- und Ratssitzungen Gehör verschafft. Die Jugendlichen wechselten dann an einen anderen Tisch, zu einer anderen Fraktion. „Euer Interesse interpretiere ich als Wertschätzung der Demokratie“, sagte der stellvertretende Bürgermeister Guido Görtz.
Den Schülern war vor allem der öffentliche Nahverkehr wichtig
„Sonst bin ich mit meinen 25 Jahren immer der Jüngste“, scherzte Hendrik Pempelfort (SPD). Detlef Nicola (62) war als Einziger von „Für Willich“ präsent. „Wir haben auch jüngere Mitglieder“, sagte er. Schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass sich die Kritik auf eine überschaubare Zahl von Punkten beschränkte: Das waren der Öffentliche Personennahverkehr und Schülerspezialverkehr, schnelles Internet, fehlende Fahrradständer an den Schulen, aber auch Themen, die man nicht unbedingt vermutet hätte wie bezahlbarer Wohnraum.
Christian Pakusch (CDU) klärte die Schüler auf: „Der Haushalt der Stadt hat ein Volumen von rund 150 Millionen Euro – 50 Millionen entfallen auf die Personalkosten.“ Und: „Wenn der Haushalt nicht ausgeglichen ist, kann die Stadt auch keine freiwilligen Aufgaben leisten.“ Die Jugendlichen, die ausnahmslos interessiert und aufgeweckt wirkten, erweiterten ihren Wortschatz um Begriffe wie „Obleute“.
Natürlich war auch der Umweltschutz ein Thema. Görtz gab in diesem Zusammenhang zu verstehen: „Wir sind eine global nachhaltige Kommune. Und in Willich gibt es eine von 100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen.“ Julia Praetor und Sina Kingen von den Grünen wunderten sich, wie gut informiert die Schüler waren. „Was hat bei Ihnen oberste Priorität?“, wollten Schüler von Sina Kingen wissen. „Bezahlbarer Wohnraum und ein Mobilitätskonzept“, lautete die Antwort. „Hat die SPD ihre Identität verloren? Nein!“, stand auf einem Plakat am Tisch der Sozialdemokraten.
Louisa Schulz (15) aus Alt-Willich bereute die Teilnahme nicht: „Ich hatte es mir nicht so interessant vorgestellt.“ Es sei schwer für sie, sich für eine bestimmte Fraktion zu entscheiden. Johannes Düster aus Schiefbahn besucht die Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule. „Ich habe viel über regionale Themen erfahren“, erklärte der 17-Jährige. Und weiter: „Die FDP hat mir am besten gefallen, dort habe ich die schlüssigsten Antworten bekommen. Ich könnte mir durchaus vorstellen, Mitglied in einer Partei zu werden.“ Hans-Joachim Donath war der einzige Liberale beim Speed-Debating, und er kann nicht alles falsch gemacht haben.
Am 30. November gibt es
eine fiktive Ratssitzung
Justin Frings (18) wünscht sich eine Stadt, die sauberer ist. Er ärgert sich, wenn Zeitgenossen achtlos ihren Müll wegwerfen. Benjamin Graf (16) gehörte zu denen, die den Busverkehr kritisierten: „Entweder sind die Busse zu voll oder sie kommen zu spät oder gar nicht.“
Am kommenden Mittwoch, 13. November, heißt es im ersten Modul um 19 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Schlosses Neersen: „Ohne Theorie keine Praxis“. Beim zweiten Modul vom 18. bis zum 28. November schnuppern die Schüler in eine Fraktions- und in eine Ausschusssitzung hinein. Modul drei am 30. November beinhaltet ab 11 Uhr eine fiktive Ratssitzung. barni