Kirmes Schwelm: Schausteller leben zwischen Optimismus und Realismus
Schwelm · Jaqueline Ruth Schmidt ist neue Sprecherin – sie kennt ihr Metier in- und auswendig.
. Eine gelungene Kirmes verdankt sich immer dem guten Zusammenspiel aller Beteiligten. Eine wesentliche Rolle kommt dabei jener Persönlichkeit aus den Reihen der Schausteller zu, die als Bindeglied zur Stadtverwaltung fungiert. Erstmals in der Geschichte des Schwelmer Heimatfestes ist diese Position nun weiblich besetzt. So begrüßte Bürgermeister Stephan Langhard nun im Rathaus mit Jaqueline Ruth Schmidt die neue Schausteller-Sprecherin, der er herzlich zur Übernahme dieser wichtigen Aufgabe gratulierte. „In Schwelm ist die Bindung an das Heimatfest und die Innenstadtkirmes mit unseren Schaustellerfreunden sehr eng. Viele Schaustellerfamilien halten Schwelm seit Jahrzehnten die Treue, und wir in Schwelm schätzen diese Tradition sehr“, unterstrich das Stadtoberhaupt das gute Miteinander zwischen Kirmesgestaltern und Kirmesbesuchern.
Auch Jaqueline Ruth Schmidt ist in der Kreisstadt des Ennepe-Ruhr-Kreises keine Unbekannte. Ihre Familie ist in der sechsten Generation im Schaustellergewerbe tätig und bereichert in der dritten Generation – also seit 50 Jahren – das Schwelmer Heimatfest. Während die Großmutter bekanntlich mit dem „Orientzauber“ ein beliebtes Kindersportkarussell betreibt, führt Jaqueline Ruth Schmidt die Regie am Autoscooter, einem der Herzstücke jeder Kirmes.
Wer auf und mit der Kirmes groß wird, der überlegt sich irgendwann, ob er auch für die Kirmes leben will – diese Frage hat die erfahrene Fachfrau für sich mit einem klaren „Ja“ beantwortet. „Im vergangenen Jahr habe ich meinen Lkw-Führerschein gemacht, und nun fahre ich unsere Schwertransporter. Meine Schwester und ich haben uns entschieden, unsere Eltern ein wenig zu entlasten“, gibt sie Einblick in einen harmonischen Familienzusammenhalt.
Hält das Wetter?
Eine spannende Frage
Die neue Schausteller-Sprecherin, die Dirk Wagner nach verdienstvollen fast 20 Jahren ablöst, kommt aus Remscheid. „Schausteller“, sagt sie, „leben zwischen Optimismus und Realismus. Wir möchten alles schön machen, sodass die Menschen sich wohlfühlen, und überlegen uns immer etwas ganz Besonderes, und dann müssen wir das mit den aktuellen Gegebenheiten übereinbringen, die jeden Tag anders sein können und auf die man sich sehr beweglich einstellen muss.“
Ihren Beruf nimmt sie objektiv in den Blick: „Wenn wir für Tausende Euro die Lkw auftanken müssen und nicht wissen, ob es am nächsten Veranstaltungsort regnet und wie das Geschäft wohl laufen wird, ist das immer spannungsvoll. Aber wenn dann der Aufbau für eine Kirmes abgeschlossen ist, die Musik einsetzt und die Wagen sich bewegen, dann geht einem das Herz auf und man legt seine ganze Leidenschaft in diese schönen Tage.“
Gern räumt sie im angeregten Gespräch im Rathaus mit dem Vorurteil auf, dass der Autoscooter – früher „Autoselbstfahrer“ – vor allem ein Fahrgeschäft für die Jugendlichen sei; zu bestimmten Zeiten am Tage würden auch Oma und Enkel gemeinsam ihre Runden drehen – man bespaße eben gerne die ganze Familie. Unbestritten dürfte sein, dass an diesem Kultfahrgeschäft ungezählte Menschen zarte Bande geknüpft haben – auch die Eltern von Jaqueline Ruth Schmidt haben sich am Autoscooter kennengelernt.
Realistisch nimmt die neue Schausteller-Sprecherin gesellschaftliche Veränderungen wahr, sei es das Verhalten mancher Besuchergruppen, die Inflation, die steigenden Lebenskosten für Schausteller wie Bürger. Man müsse angesichts all dessen die richtige Balance finden.
Jaqueline Ruth Schmidt, die sich mit ihrer Familie als „Kirchturmsreisende“ bezeichnet – man beschickt Kirmessen im Umkreis von etwa 60 Kilometern rund um Remscheid – kennt ihr Metier von Grund auf und kann unterschiedliche Interessen gut zum Ausgleich bringen.
Christian Rüth, den Leiter des zuständigen städtischen Fachbereichs Bürgerservice, und seine Mannschaft kennt Jaqueline Ruth Schmidt seit Langem. Schwelms Innenstadtkirmes zeichnet sich für sie durch einen angenehmen Verlauf aus. Dazu trägt ihrer Meinung nach auch bei, dass die Polizei und seit einigen Jahren auch eine erfahrene Security gut sichtbar die fünf Festtage begleiten. Jaqueline Ruth Schmidt: „Die Kirmes in Schwelm ist eine tadellose Veranstaltung.“ Red