Zeitreise So ist die Beatles-Show "Let it Be" in Köln und Düsseldorf

Köln/Düsseldorf · Doubles der Fab Four nehmen deren einstige und neue Fans mit auf eine Zeitreise.

Foto: Paul Coltas

9. Oktober 1980, noch knapp zwei Monate, bis John Lennon in New York von einem Verrückten erschossen wird. Es ist der 40. Geburtstag des legendären Beatles-Protagonisten. Und es wird wahr, worauf die Fans der Band seit Jahren hoffen: Erstmals seit ihrem letzten gemeinsamen Live-Auftritt 1969 spielen sie wieder zusammen. Nicht nur ihre alten Lieder, sondern auch all das, was jeder nach der Auflösung der Band so produziert hat: von Paul McCartneys „Band on the Run“ oder „Live an Let die“ über Lennons „Watching The Wheels“ bis zu George Harrisons hymnischem „My sweet Lord“.

Natürlich ist das, was sich Beatles-Fans in den 70er Jahren so sehnlich gewünscht haben, nie passiert. Aber die vier Musiker tun so, als sei es so gewesen. Und sie machen das beeindruckend in der Show mit dem Titel „Let it be“, die schon zwei Millionen Zuschauer gesehen haben und die noch bis zum 25. November in  Köln zu sehen ist und dann ab dem 27. November nach Düsseldorf kommt.

Das fiktive Wiedervereinigungs-Konzert ist die einzige kleine Geschichte, die erzählt wird. Anders als bei einem Musical kommt man ohne eine durchsichtige Story aus, die im Wechsel mit eingängigen Melodien erzählt wird. Hier sind die Beatles selbst die Geschichte, und ihre Stücke sind ohnehin jedem Musical-Hit weit voraus. 40 Songs spielen die Beatles-Doubles an diesem Abend, sie nehmen die textsicher mitsingenden Fans mit auf eine Zeitreise.

Auf den Bildschirmen laufen Filmchen aus einer anderen Zeit

Zunächst in ihren braven schwarzen Anzügen mit Pilzkopf-Perücken. Mit der Entwicklung der Beatles-Musik durch die Jahre wechseln die Musiker auch das Outfit. Während sie sich umziehen, laufen auf Bildschirmen Filmchen aus einer anderen Zeit: das WM-Finale von Wembley 1966 in schwarz-weiß, Werbespots von damals, vom HB-Männchen bis zu Kukident, Bilder vom Vietnamkrieg und aus der Zeit des Flower Power. Und natürlich von kreischenden, kollabierenden Teenagern im New Yorker Shea Stadion.

Diesen Auftritt bringen die auferstandenen Beatles dann auch auf die Bühne, mit Stadion-Hall und allem, was dazugehört. In Ohnmacht fällt heute freilich keiner mehr. Und die Feuerzeuge, die einst bei Konzerten entzündet wurden, wenn es musikalisch zu Herzen ging, sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Heute recken die Fans von einst ihre fahlen Smartphone-Bildschirme in die Luft, was einen aus der Ach-wie-schön-war-das-wohl-damals-Stimmung schnell wieder heraus holt.

Mit viel Liebe zum Detail verwandeln sich die Darsteller von den Pilzköpfen zu den bunte Uniformen tragenden Beatles des legendären Albumcovers Sgt. Peppers Lonely Heart’s Club Band  – angeklebte Schnäuzer und Koteletten inklusive. Bis sie schließlich lange Mähnen und Bärte tragen. Mit Ausnahme von McCartney-Darsteller Emanuele Angeletti, der es mit einer Jogi-Löw-Frisur versucht. Angeletti verkörpert den jungen Paul phantastisch, der Rechtshänder schulte gar so weit um, dass er nun wie sein Vorbild die Gitarre linkshändig spielt. Dem echten Sir Paul, der mit seinen mittlerweile 76 Jahren immer noch durch die Stadien tourt und soeben wieder ein Album in die Spitze der Charts brachte, müsste das gefallen.

Was da auf der Bühne passiert, passt in die Zeit. In die Zeit des für viele wohl wehmütigen Erinnerns an eine auch eigene Vergangenheit, die derzeit auch andernorts medial zurückgeholt wird. Wie etwa mit dem Film Bohemian Rhapsody, der Freddy Mercury auferstehen lässt. Oder die schon bald anstehende Aufarbeitung der Geschichte von Elton John im Kino.

Auch wenn sich der Hype von einst nicht zurückholen lässt – ein bisschen zurückzuversetzen in die Zeit von damals, das gelingt auf jeden Fall. Und die Jüngeren staunen bei dieser Zeitreise, was die alte Generation so alles drauf hatte. Am Ende stehen sie alle von ihren Plätzen auf und grölen im Chor: „La la la lalala la, lalala la, hey Jude“. Das geht immer, das macht auch der echte Paul McCartney immer noch so bei seinen Konzerten.