„World Leadership Summit“ So war Obamas Auftritt in Köln
Ex-Präsident Barack Obama spricht in Köln über Führung, Frauen und Klimawandel - aber auch schlechten Kaffee und den Kampf um Platz im Kleiderschrank.
Es ist genau 20.10 Uhr, als Barack Obama lächelnd und winkend auf die Bühne der Kölner Arena kommt. Und herzlich seine große Schwester Auma in den Arm nimmt. Die kenianische Journalistin und Menschenrechtlerin hatte ihn zuvor - auf Deutsch - angekündigt als „einen der inspirierendsten Menschen, die ich kenne“. Beim „World Leadership Summit“ spricht der ehemalige US-Präsident am Donnerstabend über Kämpfe, die er als mächtigster Mann der Welt austrug, und über Kämpfe um Platz im Kleiderschrank, die er als normaler Mann danach mit Frau und Töchtern austrug. Und darüber, was Anführer auszeichnet.
In einem moderierten Gespräch mit Cristián Gálvez, Autor, Redner und Persönlichkeitscoach, erzählt der 57-jährige Friedensnobelpreisträger, wie er sich nach dem Auszug aus dem Weißen Haus zum ersten Mal wieder selbst Kaffee kochen musste. „Er schmeckte schrecklich“, gibt er zu. Und es sind diese menschlichen Häppchen mit schiefem Grinsen, die die zahlende Kundschaft von ihm erwartet und für die die breite Öffentlichkeit ihn liebt. Fast klingt es schon wie eine Wahlkampfrede für seine Frau Michelle, wenn er schwärmt, sie sei „stark“ und „süß“ und nebenbei eine „großartige Tänzerin“.
Er erklärt aber auch, welche entscheidenden Fehler Führungsfiguren auf der Welt oft machen: „Sie konzentrieren sich auf große Reden - aber was Führer ausmacht, ist zuzuhören.“ Als Gálvez einwendet, er habe nicht das Gefühl, aktuelle Anführer - beispielsweise in den USA - seien überdurchschnittliche Zuhörer. Kratzt sich Obama grinsend am Kopf und antwortet diplomatisch, die Menschen sollten sich mehr Gedanken darüber machen, was sie tun, als was sie sein wollen. Denn sonst seien sie irgendwann in der herausragenden Position, die sie wollten, und wüssten nichts damit anzufangen.
Der Besuch des amerikanischen Ex-Präsidenten ist ein besonderer Coup des Summit-Veranstalters „Gedankentanken“. Das Kölner Start-up, gegründet von Arzt und Lebenstrainer Stefan Fädrich, will gute Gedanken in die Welt tragen und Menschen bei der Selbstverwirklichung zur Seite stehen. Und so gibt es vieles, das Barack Obama den Anführern der Zukunft mit auf den Weg geben will. Dass die Arbeit zum Beispiel immer besser wird, wenn Frauen involviert sind - und dass man sie manchmal ermutigen muss, zu sprechen, während man die Herren am Tisch anhält, auch mal zu schweigen; so zumindest habe er es im Weißen Haus gehalten. Und zuletzt die Jungen in der hinteren Reihe, die gar nichts gesagt hatten, um ihre Meinung gebeten - das sei meist die erhellendste gewesen.
Gerade im Hinblick auf den Klimawandel ruft er der Jugend von der Bühne zu: „Handelt! Ihr lasst euren Großvater nicht über eure Kleidung und Musik entscheiden - aber über eure Umwelt?“ Man dürfe nicht immer nur auf die Lösung der Probleme schauen und sich abhalten lassen davon, dass man die nicht erreichen könne. Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen habe er schließlich auch nicht den Klimawandel abgeschafft, „aber es war Fortschritt“. Man müsse die Dinge einfach besser machen. „Besser ist besser als nicht besser“, sagt er und lacht mit der fast ausverkauften Kölnarena.
Obama räumt auch mit allen Zweifeln auf, was er bei seinem Deutschlandbesuch noch so vorhat. Am Freitag treffe er in Berlin „meine Freundin Angela Merkel“ - die er Ändschela Mörkel nennt. Dann diskutiere er mit jungen Führungspersönlichkeiten aus ganz Europa bei einem Townhall-Meeting, wie wichtiger Wandel in der Welt angestoßen werden könnte. Er habe das zuvor auch in Afrika und Asien getan und strebe ein globales Netzwerk von jungen Menschen mit Visionen für die Zukunft an.
Wie viel Geld Obama für diesen medienwirksamen Auftritt ohne Bilder - Fotos und Videoaufnahmen im Saal sind während des Auftritts von Mr. President tabu - erhält, ist nicht bekannt. Immerhin 5000 Euro zahlen Besucher, die auch ein Selfie mit Obama wollen. Angeblich spenden die Obamas solche Gagen aber für wohltätige Zwecke. Wer so viel Geld nicht berappen konnte, der ging in Köln denn auch leer aus. Denn bis auf eine gepanzerte schwarze Limousine auf dem Weg vom Köln/Bonner Flughafen zum Hyatt-Regency-Hotel mit Rhein- und Domblick war für die Otto-Normal-Rheinländer nichts vom Friedensnobelpreisträger zu sehen.