40 Jahre für die Pflege der Heimat

Der Heimat- und Geschichtsverein ist seit vier Jahrzenten sehr aktiv, am Wochenende wird gefeiert.

Foto: Gerhard Bartsch

Sprockhövel. Die Erinnerung an die Herkunft wach zu halten, das sieht der Heimat- und Geschichtsverein Sprockhövel als seine Aufgabe an. Und diese Aufgabe nimmt er seit genau 40 Jahren wahr und feiert diesen Geburtstag mit einem Festwochenende von heute bis Sonntag.

Ausgangspunkt für die Feierlichkeiten ist die eigene Heimat, des HGV, die „gute Stube“ Sprockhövels und ihre unmittelbare Umgebung in der Hauptstraße 45, wo den Gästen heimische Leckereien vom Grill, Kuchen und das neue Sprockhöveler Steiger- und Landbier ebenso angeboten werden wie ein umfangreiches Kulturprogramm mit Vorträgen, Ausstellungen und einem Kinderprogramm. Auch ein Blick in die Heimatstube darf nicht fehlen, wo in großem Umfang an die Bergbau-Vergangenheit Sprockhövels erinnert wird.

Die Anfänge des HGV reichen ins Jahr 1975, wo der spätere erste Vorsitzende, der Gymnasiallehrer Ludger Haverkamp, vom damaligen Kreisheimatpfleger im Ennepe-Ruhr-Kreis darauf angesprochen wurde, dass in allen Städten ein Heimatverein existiere, nur in Sprockhövel nicht. Der damalige Neubürger Haverkamp, der heutige Ehrenvorsitzende, machte sich auf die Suche nach Interessenten und lud in die Gaststätte Nippus-Fox ein, wo er vor 25 Bürgern die Ziele des zukünftigen Heimatvereins umriss: Verlebendigung der Geschichte, Sicherung stadthistorischer Zeugnisse und kultur- und wirtschaftsgeschichtlich interessanter Objekte, den Aufbau eines Stadtarchivs, Denkmal- und Naturschutz und die Pflege der Landschaft. Aufgaben, die der HGV mit Akribie verfolgt und sich in seinen Anfangstagen auch der Hilfe von Fritz Lehmhaus versicherte, der heimatgeschichtliche Forschung betrieb und Aufsätze dazu veröffentlichte. „Sammeln, Sichten und Sichern“ hieß es fortan, und am 24. September 1976 konnte im „Dorfkrug“ die Satzung des neuen Vereins von 30 Mitgliedern verabschiedet werden.

Erst wurde eine Heimatstube in der Schule Nord eingerichtet, später im pachtvollen Schultenhof und seit einigen Jahren in der Hauptstraße 85 „am Grevendiek“, wo der 2. Vorsitzende des HGV, Gerhard Koch, dem Verein seine Räume zur Verfügung stellt — eine Fundgrube für jeden Interessierten.

Dass der Bergbau, speziell die Zeche „Alte Haase“ zu den Wiegen des Ruhrbergbaus zählt, ist allgemein bekannt, doch wer weiß schon, dass in Sprockhövel Goldwaagen hergestellt wurden, die europaweiten Absatz fanden, dass die Weltfirma 4711 aus Köln in der Haßlinghauser Glashütte ihre charakteristischen Flaschen mit den türkis-goldenen Etiketten blasen ließ? Die Besucher der Heimatstube, die auch regelmäßig von Schulklassen besichtigt wird, erfahren, was eine „eiserne Hebamme“ (ein martialischer Geburtshelfer für trächtige Kühe) war, woher der Ausdruck „durchhecheln“ kommt, und schauen auf 250 Präparate heimischer Vögel oder Fossilien die bis zu 330 Millionen Jahre alt sind. Eine Aufgabe des Heimat- und Geschichtsvereins ist auch die Pflege des Dialekts, etwa mit dem jährlichen plattdeutschen Abend.

Ludger Haverkamp gehört ebenso wie seine Kollegen Gerhard Koch oder Edgar Tönges zu den kundigen Herren, die an den Öffnungstagen der Heimatstube die Besucher nicht nur mit Fachwissen, sondern auch mit amüsanten Anekdoten unterhalten und den Aufenthalt in der Heimatstube zu einem Vergnügen machen.