Schlechte Noten für Nahverkehr

Verbindungen in viele Nachbarstädte sind schlecht. Auch die Information der Fahrgäste wird kritisiert. Die Stadt sieht das anders.

Foto: Uwe Schinkel

Sprockhövel. Von Sprockhövel aus kommt man nur schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln in benachbarte Städte. Das macht der Nahverkehrsplan Ennepe-Ruhr deutlich, der heute im Kreistag vorgestellt wird. Die Planersocietät hat das bestehende Verkehrsangebot unter die Lupe genommen.

In einer Grafik zeigen die Experten: Von Sprockhövel und Haßlinghausen aus sind nur die Verbindungen nach Hattingen gut. Die Reisezeiten nach Witten, Wuppertal, Gevelsberg oder Bochum hingegen sind schlecht, nach Wetter sind sowohl Fahrtzeit als auch Preis unzumutbar. Das Planungsbüro hat das in Zahlen gefasst: „Werte über 1,0 werden als mangelhaft bewertet, da hier der ÖPNV gegenüber einer Autofahrt eine deutlich geringere Attraktivität aufweist.“ Doch die Fahrtzeiten von Niedersprockhövel und Haßlinghausen aus erhalten Werte zwischen 1,8 und 2,0 — die teilweise durch günstige Fahrtpreise im Gesamtergebnis ausgeglichen werden.

Dezernent Bernd Woldt sieht das anders: „Wir sind durch unsere beiden Schnellbuslinien gut bedient. Und auch die Stadtteile sind gut durch den Nahverkehr erschlossen.“ Natürlich sei eine Ausweitung des Angebots wünschenswert, die Frage sei jedoch die Finanzierung. Der Nahverkehrsplan werde im September in den Ausschüssen diskutiert.

Lobend erwähnt wird im Nahverkehrsplan, dass nun zwischen den Städten klimatisierte Niederflur-Busse eingesetzt werden. Weniger erfreut äußern sich die Experten zur Fahrgastinformation: „Generell ist der Zustand von Informationsvitrinen teilweise desolat. Dies ist zum einen auf Vandalismusschäden zurückzuführen, zum anderen sind jedoch auch Informationen so angeordnet, dass diese sich überdecken und für den Fahrgast nicht oder nur schwer lesbar sind“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. In den Bussen erfolge nicht flächendeckend eine Ansage der Haltestellen, wird weiter bemängelt. Informationen zu Anschlüssen gebe es zudem bei keinem der beteiligten Busunternehmen.

Auf der Wunschliste der Planer steht eine ganztägige Verdichtung des Angebots zwischen Haßlinghausen und Niedersprockhövel auf zwei Fahrten pro Stunde. So soll die SB 37 im 30-Minuten-Takt fahren und bei jeder zweiten Fahrt als 557 über Linderhausen. Die 557 soll ab Haßlinghausen als SB37 weiter nach Bochum führen. Die SB 67 nach Wuppertal soll auch am Samstagnachmittag und Sonntag jede Stunde fahren. Die 330 soll montags bis freitags von Niedersprockhövel über Obersprockhövel nach Haßlinghausen als Ersatz für die Linie 557 erweitert werden. Die 551 soll alle 30 Minuten in Schwachverkehrszeiten in Haßlinghausen Anschluss an den SB 37 haben. Die 551 soll alle zwei Stunden fahren und nicht mehr das Gewerbegebiet Stefansbecke bedienen. Die 557 führt jede Stunde durchgehend von Schwelm über Sprockhövel nach Hattingen und Bochum. Die 602 bekommt einen 30-Minuten-Takt in der Hauptverkehrzeit. Die 593 soll in Nebenzeiten bis Haßlinghausen Busbahnhof verlängert werden. Der Nachtexpress NE4 soll von Haßlinghausen über Linderhausen bis Schwelm erweitert werden.

Wünschenswert sei zusätzlich eine Reduzierung der Busfahrtkosten auf 80 Prozent der Kosten einer Autofahrt. So lauten die Vorschläge, um öffentliche Verkehrsmittel attraktiver zu machen.