Auch nach Weihnachten bleibt das Geschäft im Schnee stecken
Nur Wenige kämpften sich am Montag in die Stadt, um Geschenke umzutauschen.
Sprockhövel. Grauer Matsch auf der Straße, vereinzelt stapfen vermummte Passanten durch den meterhohen Schnee. Die Feiertage sind vorüber, doch der übliche Umtauschtrubel bleibt aus. Die winterliche Kälte spürten vor allem die Einzelhändler an der Hauptstraße. Dort war es am Montag ruhiger als in den Jahren zuvor. „Es ist mit den letzten Jahren nicht zu vergleichen“, resümiert Gaby Martmöller, Inhaberin von „Casa Blanca Wohnaccessoires“. Durch Schnee und Matsch sei alles ein bisschen chaotischer“, erklärt sie.
Dennoch wagten am Montag einige Willensstarke den Weg in die Kälte, um Gutscheine einzulösen und „unerwünschte“ Geschenke umzutauschen. Hier und dort wurde aus dem Nähkästchen geplaudert.
Inmitten von Wein und Feinkost wirkt Stefan Kanasts Blick ratlos. Eigentlich hatte er sich nur auf die Suche nach einem Mitbringsel für Silvester gemacht. Jetzt sei er bei dem Anblick der vielen Teesorten völlig verwirrt: „Es sollte etwas Fruchtiges sein“, sagt er. Zum Umtauschen hat er nichts dabei. Die Weihnachtsgeschenke seien dieses Jahr für ihn „gut“ ausgefallen. „Jeder wusste genau, was er wollte — solange es keine Küchengeräte oder Socken gibt, ist alles im Rahmen“, lacht er über das weitverbreitete Klischee.
Gegenüber hat Ute Weber im „Zwergenhäuschen“ alle Hände voll zu tun. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen sei es ruhig. Trotzdem wartet nun eine Ladung Ware auf die Inhaberin des Spielzeugladens: „Die Weihnachtsartikel werden jetzt gegen die neuen Spielsachen ausgetauscht“, erklärt sie. Umtäusche gibt es in dem kleinen urigen Laden in den ersten Stunden des Tages nicht. „Eltern und Großeltern bekommen von ihren Kindern heute meist sehr starre Angaben. Vom Preis bis zur Artikelnummer ist alles klar“, weiß sie.
Währenddessen tauchen Alessio und Larissa (beide vier Jahre alt) mit Mutter Yvonne Müller auf. Alessio hat einen Gutschein zum Fest bekommen und möchte ihn nun gegen einen Playmobil-Hasenstall einlösen. „Gutscheine sind der Renner. Dann können die Kinder selbst entscheiden“, sagt Yvonne Müller. Auch über Geld habe sich der kleine Playmobil-Fan gefreut. Das lande jetzt sicher in seiner Spardose.
Nebenan nimmt Helga Schulz, Geschäftsführerin von „Der Buchladen“, gerade einen Umtausch entgegen. Bei Büchern sei es oft ähnlich, stellt sie fest, „entweder wurde das Buch bereits gelesen oder schon verschenkt.“ So auch bei Andrea Dornieden. Als selbst bekennende „Leseratte“ hat sie dieses Jahr einige Bücher bekommen und selber verschenkt. Darunter auch der Krimi „Erbarmen“, der nun zurück über die Ladentheke wandert und durch einen neuen ersetzt werden soll. „Mein Bruder hatte mir die Lektüre geschenkt. Leider kenne ich das Buch schon“, verrät sie.
Bei Gaby Martmöller von „Casa Blanca“ sei mit Umtausch-Aktionen in den nächsten Tagen kaum zu rechnen. Denn „dann kommen die Leute, um sich mit Silvester-Artikeln einzudecken“, prognostiziert sie. Auch bei Nicole Firth von „Nikky´s Interieur“ bleiben Umtausch-Aktionen aus. „Wegen des Wetters wurden dieses Jahr vermehrt Gutscheine verschenkt, daher muss praktischerweise auch nichts zurückgebracht werden.“
In Höhe des „Fahrradladens“ von Frank Hammacher hat sich ein alter Mercedes in den Schneebergen festgefahren. Bei ihm selber und seinen Drahteseln lauern allerdings keine großen Überraschungen: „Früher zählten Fahrräder zu den klassischen Weihnachtsgeschenken“, sagt er. Heute würden die durch Muskelkraft betriebenen Einsitzer kaum noch unter dem Christbaum gestellt. „Im Frühjahr geht es wieder los — bis dahin bleibt es ruhig“, erklärt er. Was Handyverträge und Mobiltelefone betrifft, ist von Langeweile keine Spur. Allein am Vormittag hat Michael Wieczorek sieben Verträge abgeschlossen: Egal ob vor oder nach Weihnachten - hier ist immer etwas zu tun.“