Beratung Die Caritas erweitert ihr Angebot
Sprockhövel. · Das Sorgentelefon richtet sich während der Corona-Krise an alle Familienmitglieder. Die Zeiten wurden ausgeweitet.
Seit drei Wochen sind die Schulen geschlossen, jetzt sind Osterferien. Doch viele Eltern müssen trotzdem arbeiten. Häufig im Homeoffice, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Diese Situation ist für viele Familien eine Belastung. Durch die Kontaktsperre sind Eltern, Kinder und manchmal auch Großeltern 24 Stunden miteinander, umeinander, beieinander und das zum Teil auf engstem Raum. Die Nerven liegen blank, weil unterschiedliche Bedürfnisse aufeinanderprallen. Die Eltern brauchen Ruhe, um sich zu konzentrieren, die Kinder wollen Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Dieser Stress und die gleichzeitige Sorge um die Gesundheit sind ein Ausnahmezustand für viele.
Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und Kontaktsperre haben die Berater der Caritas Ennepe-Ruhr ihr Angebot erweitert: Sie sind nun neben den Familien, die sie sowieso bereits betreuen, für alle Jugendlichen, für Eltern, Großeltern mit Sorgen und Nöten zu erreichen. „Hier geht es darum, noch einmal ganz alltägliche Dinge zu besprechen und dass einfach mal jemand sagen kann, mir geht es nicht so gut“, sagt Kerstin Wositzsch, Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe bei der Caritas. Die Belastung sei für Familien gerade besonders hoch. Durch die Kontaktsperre könne man nur minimal auf ein soziales Netzwerk zugreifen. Außerdem seien viele Familien isoliert, was gerade für Familien mit vielen Kindern eine Belastung sein kann.
Die Caritas bietet im EN-Kreis auch praktische Hilfe an
„Das ist ja etwas ganz anderes, als wenn die normale Struktur durch Schule und Arbeit gegeben ist“, sagt Wositsch. Man könne zwar im Familienverbund raus, aber die Kinder könnten sich nicht mit Freunden verabreden. Es könne keine Entlastung innerhalb der Familien stattfinden. Da auch der Schulalltag irgendwie nachgeholt werden müsse, sei das eine große Herausforderung für die Familien. „Die Situation ist ja noch relativ frisch“, sagt Wositsch. Es hätten sich nicht besonders viele Familien bei der Caritas gemeldet. „Der Gedanke ist, dass der Bedarf entstehen kann und wir anbieten möchten, dass sich Eltern, Kinder und auch Großeltern bei uns melden können“, so Wositsch.
Sie rechnet zum Beispiel mit Fragen wie: „Wie kann ich den Kontakt mit meinen Enkeln aufrechterhalten?“, aber auch mit einem Anstieg häuslicher Gewalt, weil das Zusammenleben schwieriger werden könnte. Positiv sei, dass es möglich sei, raus zu gehen. „Gerade jetzt, wo das Wetter so gut ist, empfehlen wir, mit den Kindern raus zu gehen, um sich viel zu bewegen“, sagt Wositsch. Manche Familien seien aber auch nicht so kreativ in ihren Handlungen, weil sie so in ihrer Struktur drin waren. Für schlechtes Wetter hat die Caritas Pakete mit Bastelideen an die Familien verteilt, die sie bereits betreut. „Es gibt auch zahlreiche Lernprogramme, die man kostenlos herunterladen kann und mit denen Kinder etwas spielerisch etwas lernen können“, sagt Wositsch.
Die Caritas bietet neben dem Sorgentelefon auch praktische Hilfe: zum Beispiel für Alleinerziehende, die wegen der Kita- und Schulschließungen ihre Kinder zu Hause betreuen und Unterstützung beim Einkaufen brauchen. „Oder vielleicht sind sie auch in Quarantäne – auch dann kaufen wir ein“, erläutert die Fachbereichsleiterin. „Es gibt ja auch Familien, die kein soziales Netzwerk haben, weil sie neu zugezogen sind. Die möchten wir gerne unterstützen, selbst wenn es nur ein Einkauf ist.“
Hilfestellung gibt es auch bei Behördenanträgen oder Aufklärung rund um Veränderungen beim Kindergeld und den Freibeträgen für Kinder. Die Caritas-Mitarbeiter haben auch alle Infos zum Notfall-Kinderzuschuss (KiZ) parat. Mit dem KiZ werden ab sofort Familien mit kleinen Einkommen unterstützt, wenn Eltern wegen der Kita- und Schulschließungen ihre Kinder selbst betreuen müssen, nicht in vollem Umfang arbeiten gehen können, in Kurzarbeit sind oder durch ausbleibende Aufträge das Geld fehlt.