Mitarbeiter der Kreisverwaltung helfen, Schutzmaterial für Krankenhäuser und Pflegeheime zu verpacken „Hier geht es zu wie in einem Versandhandel“

EN-Kreis. · Weil so viele Schutzmaterialien ausgeliefert werden müssen, entsendet der EN-Kreis zusätzliche Helfer.

 Sie alle tauschen ihren Arbeitsplatz seit Wochen täglich oder regelmäßig gegen das Lager ein: Kreisinspektoranwärtin Mona Brink, Andreas Bietendüfel vom Rettungsdienst, Jennifer Grunert von der Bußgeldstelle, Stephan Hollberg vom Gesundheitsamt und Mario Schulte vom Technischen Gebäudemanagement (v.l.).

Foto: Foto: UvK // Ennepe-Ruhr-Kreis

Normalerweise kümmert Jennifer Grunert sich um Bußgeldbescheide, Stephan Hollberg beschafft Arbeitsmaterial für das Gesundheitsamt. Doch jetzt stehen die beiden Mitarbeiter der Kreisverwaltung in einem Lagerraum und packen Kartons. Viele Kartons. Seit das Land Ende März damit begonnen hat, regelmäßig Schutzmaterial wie Masken und Desinfektionsmittel zu liefern, muss dieses an Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeheime im Ennepe-Ruhr-Kreis umverteilt werden.

„Montags erwartet uns ein Überraschungs-Ei“, sagt Hollberg und schmunzelt. Denn häufig treffen die Lieferungen des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) in seiner Abwesenheit ein, an Freitagnachmittagen und am Wochenende. Was genau geliefert wird und in welchen Mengen, das weiß vorher niemand. Und es ist extrem unterschiedlich. „Mal kommen 5000 Masken, mal 50000", sagt Hollberg.

Entsprechend variiert der Aufwand, der getrieben werden muss, um das Material nach einem Verteilschlüssel für die einzelnen Einrichtungen umzupacken. Während Hollberg und Grunert derzeit komplett für die Arbeit im Lager freigestellt sind, haben sich zahlreiche weitere Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen der Kreisverwaltung freiwillig gemeldet, um bei Bedarf im Lager auszuhelfen. 

Ist eine große Lieferung eingetroffen, klingelt kurz darauf im Personalamt bei Janine Hensel das Telefon. „Wie viele Leute braucht ihr?“, fragt sie, wenn sie die Nummer des Lagers im Display sieht. Dann klärt sie mit den Freiwilligen ab, wer kurzfristig einspringen kann. Möglichst aus unterschiedlichen Abteilungen, um eine einzelne nicht zu stark zu belasten.

Bis zu zwölf Mitarbeiter musste sie schon spontan zusammentrommeln, darunter Tierärzte, Lebensmittelkontrolleure, Personalratsmitglieder, Kollegen aus dem technischen Gebäudemanagement oder dem Straßenverkehrsamt und Auszubildende. Vor allem zu Beginn der Lieferungen war der Personalaufwand groß. Zum einen, weil in den ersten Wochen hauptsächlich Selbstbaumasken kamen. Das bedeutete für die Helfer im Lager, dass sie pro Maske drei Teile abzählen mussten: Cellulose, Nasenklammer, Gummiband. Viele Tausend Male.

Zum anderen, weil sich die Abläufe erst einspielen mussten. Inzwischen läuft die Kommissionierung routiniert: „Wir kontrollieren als erstes die Lieferung. Dann stellen wir uns alles so zurecht, dass die Arbeitswege kurz sind“, erklärt Hollberg. Währenddessen errechnet Britta Fröhlich vom Bereich Rettungsdienst nach einem vorgegebenen Verteilschlüssel, wer welches und wieviel Material bekommt. Sie schickt Lieferscheine und Adressaufkleber ins Lager, dann geht es dort zur Sache.

Beliefert werden die neun Krankenhäuser, die 43 vollstationären Pflegeheime und mehr als hundert Pflegedienste, Pflege-Wohngemeinschaften und Einrichtungen der Eingliederungshilfe im Kreisgebiet. Alle mit unterschiedlichen Mengen. Also heißt es zählen und packen, zählen und packen. Dafür ist Zeit bis Donnerstagmorgen, wenn die Feuerwehren aus den neun kreisangehörigen Städten das Material abholen. Die fertigen Kartons stellen die Lagerhelfer auf Paletten mit den Städtenamen bereit, in der Reihenfolge der Abholung.

„Hier geht es zu wie im Versandhandel“, sagt Thomas Neumann, Leiter des Bereichs Rettungsdienst bei der Kreisverwaltung, augenzwinkernd. Sein Bereich gehört zur Abteilung Bevölkerungsschutz, die in der Corona-Pandemie auch für die Beschaffung und Verteilung von Schutzmaterial zuständig ist und das Lager und die dazugehörige Logistik in kürzester Zeit aufgebaut hat. „Inzwischen ist das fast ein Selbstläufer. Die meisten Kollegen kannten sich vorher gar nicht. Jetzt sind sie ein richtiges Team, jeder einzelne packt mit an“, lobt Neumann.

Für Stephan Hollberg allerdings geht der Einsatz im Lager bald zu Ende. Die Kreisverwaltung fährt derzeit neben den Corona-bedingten Aufgaben ihren Normalbetrieb wieder hoch, Hollberg wird an seinem regulären Arbeitsplatz gebraucht. Ob er das Lager vermissen wird? „Ja! Wir ziehen hier alle an einem Strang, die unterschiedlichsten Typen aus den unterschiedlichen Bereichen. Ich arbeite gerne hier. Aber das gilt auch für mein Büro.“