Deutschland-Tour: Das Sekunden-Spektakel
Die Radprofis rasen durch Sprockhövel - und hunderte Fans schauen zu.
Sprockhövel. Vorfreude ist die schönste Freude. Unter diesem Motto versammelten sich am Freitag wieder hunderte Schaulustige und Radsportfreunde aus Sprockhövel und Haßlinghausen entlang der Strecke der Deutschland-Tour. Viele Fans brachten sich bereits mehr als eine Stunde vor der Durchfahrt der Pedaleure in Position. Experten suchten sich die langen Geraden an den Anstiegen heraus.
Wie zum Beispiel an der Quellenburgstraße. "Hier habe ich bereits vor zwei Jahren gestanden An dieser Stelle kann man die Fahrer ganz gut beobachten", sagt Bernd Brendchens, der aber auch weiß, dass die Radprofis trotz der Steigung immer noch ein unglaubliches Tempo an den Tag legen. "Das geht ruckzuck. Nach 30 Sekunden sind die Fahrer hier vorbei", erinnert er sich.
Gerhard Möller hat sich den gleichen Beobachtungsposten ausgesucht, ist wie Brendchens auch mit dem Fahrrad angereist. Er trägt sogar ein Trikot des Team Gerolsteiner. "Weil ich beim Radfahren immer Mineralwasser trinke und dem Markus Fothen die Daumen drücke", schmunzelt der ältere Herr und schiebt nach: "Den Fothen im Fahrerfeld zu erspähen, dürfte allerdings schwer werden." Vor allem, weil die Radprofis gestern auf der vorletzten Etappe der Deutschland-Tour mächtig in die Pedale traten.
Von Gennebreck aus - kommend über Herzkamp und Schee - bretterten die 127 Fahrer mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 44 Kilometern pro Stunde durch das hügelige Terrain Richtung Haßlinghausen. Ihnen vorweg die Werbekarawane, die allerdings nur aus sehr wenigen Fahrzeugen bestand, die ihrerseits offenbar auch nur mit wenig Wurfmaterial ausgestattet waren.
Der sechsjährige Marius, der mit seiner Mutter und einer Nachbarin gerade auf dem Heimweg von der Schule war, hatte besonders viel Glück. Dem kleinen Jungen wurden die Süßigkeiten regelrecht vor die Füße geworfen.
Hunderte Schaulustige hatten sich auf beiden Seiten der Haßlinghauser Mittelstraße versammelt. Als um 13.09 Uhr die Polizei über Lautsprecher die Vollsperrung verkündete, wurde es langsam spannend. Doch es sollte noch knapp 20 Minuten dauern, bis die Ausreißergruppe mit mehr als Tempo 60 vorbei zischte.
Zeit, die vor allem die vielen Schüler am Streckenrand nutzten, um für Stimmung zu sorgen. Die zahlreichen Motorradfahrer der Polizei-Kradstaffel, die freundlich winkend die Vorhut des Rennens bildeten, waren die Lieblinge der Fans und wurden von La-Ola-Wellen empfangen.
Nachdem das Hauptfeld innerhalb von zehn Sekunden durch den Ort geschossen war, war die Tour 2008 für Haßlinghauen dann auch ganz schnell wieder vorbei. Am meisten Geschenke von der Werbekarawane sahnten übrigens die Kinder des Kindergartens Schee ab. Die waren gleich vom Mittagstisch schnell an den Streckenrand gelaufen und durften sich über eine Handvoll Mützen eines Automobilherstellers freuen.