Von 88 gehen 40 freiwillig

Avery Dennison: Bis zum Jahresende sollen die beiden Sprockhöveler Betriebe an der Kleinbeckstraße zusammengeführt sein. Die Zahl der Stellen wird auf 350 reduziert.

Sprockhövel. Jetzt ist es raus. Noch 88 Mitarbeiter müssen im Zuge der Zusammenführung der beiden ehemaligen Betriebe von Avery Dennison Rinke und Paxar am Standort Kleinbeckstraße gehen.

Nach Monate langen Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung über Sozialpläne und ein Zukunftskonzept für den neuen Betrieb, der bereits unter dem Namen Avery Dennison Central Europe firmiert, wurden vergangene Woche die Kündigungen verschickt.

19 der Betroffenen mussten ohnehin damit rechnen, nicht weiter beschäftigt zu werden, weil ihre befristeten Verträge sind. 40vor allem gut Qualifizierte hatten sich mit einer Kündigung einverstanden erklärt, weil sie sich anderswo gute Chancen ausrechnen und so nicht auf die im Sozialplan vereinbarte Abfindung (das 1,3-fache des Bruttomonatslohns mal Beschäftigungsjahre) verzichten müssen.

Besonders hart, so räumte Otto König, 1. Bevollmächtigter der IGMetall ein, sei es für die 29 übrigen, die wie die meisten Beschäftigten seit einem Jahr um ihren Job gebangt haben. Damals hatte Avery Dennison den Paxar-Konzern übernommen. "Dadurch, dass sich 40 bereit erklärt haben, zu gehen, konnten andere, die es sonst getroffen hätte, bleiben", so König.

Das Ziel, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten, sieht er erreicht. Mit dem Abbau von 115 Stellen (nicht Personen) sei Avery Dennison unter den zunächst genannten "bis zu 170" geblieben. Auf 350 soll sich der Mitarbeiterstamm am Standort Kleinbeckstraße einpendeln. Zum 1. August ging man bei dieser Rechnung noch von aktuell 465 Stellen aus.

Bis vergangenes Jahr arbeiteten noch mehr als 500Beschäftigte in beiden Betrieben (Paxar: 330, Avery Dennison Rinke: rund 200). "Da waren allerdings auch viele geringfügig Beschäftigte dabei, die es jetzt gar nicht mehr gibt. Rund 20 haben seitdem auch vorzeitig gekündigt", sagt Sadiye Mesci-Alpaslan, Betriebsratsvorsitzende im bisherigen Paxar-Werk an der Kleinbeckstraße.

Es sei sicherlich so, dass der Betrieb eine Menge qualifizierte Mitarbeiter verloren habe. So gingen einige zum ehemaligen Paxar-Eigentümer Bornemann, dessen Sohn in Wuppertal eine eigene Weberei aufgebaut hat.

Umso größeren Wert habe der Betriebsrat bei den Verhandlungen mit der Geschäftsführung darauf gelegt, auch Investitionen in die Weiterbildung und neue Technik zu vereinbaren, um den neuen Betrieb zukunftsfährig zu machen. Auch wurde festgelegt, ab 2009 wieder sechs Auszubildende pro Jahr hinzuzunehmen.

Die Angst, dass der Weltkonzern den Sprockhöveler Standort trotz gegenteiliger Bekundungen vielleicht doch irgendwann aufgeben könnte, schwingt immer mit. Dennoch "konstruktiv" nennt Björn Kurrek, Betriebsratsvorsitzender des ehemaligen Rinke-Werk, die Verhandlungen mit der Geschäftsführung, insbesondere wenn es darum gegangen sei, Zukunftskonzepte zu erarbeiten.

Vielfach wurden unseren Anregungen gefolgt", so Kurrek. So wurde eine ehemals an Sehlbach vermietete Halle als zusätzlicher neuer Lagerraum hinzugenommen. Dadurch bleibe am Standort Kleinbeckstraße noch eine Erweiterungsmöglichkeit.

Auch die Anregung, eine eigene Bemusterungsabteilung insbesondere für deutschen und europäischen Kunden einzurichten, sei aufgegriffen worden. Die stärksten Kürzungen hatte es wie angekündigt in der Weberei gegeben. Von den vorher zusammen gut 70 Webstühlen verbleiben noch die 32 modernsten. 23 von zuletzt noch 36 Webern werden in dieser Abteilung weiterbeschäftigt. Weitere Sparte bleiben Drucketiketten.

"Im Bereich Entwicklung, Technik und Design, hat es keinen weiteren Abbau gegeben", betont Sadiye Mesci-Alpaslan. Positiv vermerkt sie auch, dass bereits eine neue Druckmaschine als Ersatz für den Offsetdruck und eine neue Appreturmaschine angeschafft worden sei.

Bei den Verhandlungen mit Geschäftsführer Thomas Willing habe sie im übrigen ein deutlich anderes Klima gespürt, als vor zwei Jahren als es bei Paxar um den Abbau Arbeitsplätzen gegangen war. "Herr Willing hat den Eindruck vermittelt, dass er verhandeln darf, beim damaligen Paxar-Geschäftsführer hatte man das Gefühl, dass er sich wegen jeder Kleinigkeit in der Londoner Europazentrale rückversichern musste."