Ehemalige Glashütte war „ein verstecktes Juwel“

Stadt weiht Infotafel ein, die auf die industrielle Bedeutung des Ortes für Sprockhövel hinweist.

Foto: Stefan Fries

Haßlinghausen. Um versteckte Historie sichtbar zu machen, bedarf es oftmals langjähriger Forschung und zugleich vielen Förderern. So auch im Falle des Haßlinghausener Glashüttenplatzes, dessen historische Bedeutung den Bürgern ab sofort mit Hilfe einer Informationstafel ins Gedächtnis gerufen werden soll. Zur Eröffnung des Schildes waren am Donnerstag rund 60 interessierte Bürger zusammengekommen, um bei einem Umtrunk ins Gespräch zu kommen und sich an die einstige Bedeutung der Industriestätte zu erinnern.

Die „mühselige Arbeit“ und den „langen Atem“ der historischen Förderer lobte auch Bürgermeister Uli Winkelmann. Er hob insbesondere das große Engagement von Initiator Erich Bühren hervor, der „jede Menge Herzblut in das Projekt reingekippt“ habe. Maßgeblich daran beteiligt war auch Stadtarchivarin Karin Hockamp, die in ihrer Festrede an die „große historische Bedeutung“ des Glashüttenplatzes erinnerte. „Dieser Platz steht schon lange im Fokus der Forschung. Allerdings wissen viele gar nicht um dessen Bedeutung, weil die einstige Industrietradition nicht direkt sichtbar ist“, erklärte Hockamp.

Die Historikerin erinnerte daran, dass der unscheinbare Platz, der den meisten heute nur noch als Straße bekannt ist, zwischen 1856 bis 1872 ein Eisenverhüttungswerk beheimatete und sich durch eine der fortschrittlichsten Hochofenanlagen Europas und Beteiligung herausragender Ingenieure auszeichnete. „Ein Pilotprojekt der Montanindustrie auf dem europäischen Kontinent“, ist auf der neuen Erinnerungstafel zu lesen und mit vielen Hintergrundinformationen zu Historie, Bedeutung und Technik garniert.

Dass man die „Haßlinghauser Hütte“ nach nur 16 Jahren wieder schließen musste, lag am Wassermangel. „Im Gegensatz zu den Tälern hatte man hier oben keinen direkten Wasserzugang“, erklärte Hockamp. Nach einer 19-jährigen Brachlage ging die Industriestätte 1891 in den Besitz des Lüdenscheider Kaufmanns Julius Kugel über, der dort eine Glas- und Metallwarenfabrik entstehen ließ und sich in den folgenden Jahrzehnten einer florierenden Glasproduktion erfreuen durfte. „Bis zur Schließung 1964 war dies der größte Arbeitgeber der Stadt“, hob Hockamp die große industrielle wie auch soziale Bedeutung hervor. Grade deshalb hoffe man, so die Archivarin, dass man durch das Denkmal an die „vielen Menschen, die dort gearbeitet habe“ erinnere.

Als „ein verstecktes Juwel der Industriegeschichte“ wird die einstige Glashütte auf der Informationstafel bezeichnet. Während das einstige Brunnen- und Kesselhaus inzwischen baulich stark verändert daherkommt und einen Denkmalschutz ausschließt, erinnern noch die Rundbogenfenster an die besondere Architektur der Industriestätte. „Auch ohne Denkmalschutz geben wir nicht auf und wollen den Platz in Zukunft durch eine angemessene Gestaltung aufwerten“, kündigt Hockamp an. Während sich der Platz durch umgebaute sowie neu entstandene Bauten stark verändert hat, hatte er noch bis in die 70er Jahre zentrale Bedeutung fürs kulturelle Stadtleben. „Dies war ein Austragungsort für die Bürger. Hier fanden Veranstaltungen statt und haben Kinder gespielt“, erinnerte sich Denkmal-Initiator Erich Bühren, der unweit des Glashüttenplatzes aufgewachsen war. So sei der zentrale, damals noch deutlich offenere Platz einst Publikumsmagnet für Kirmesveranstaltungen, Zirkusse, Maikundgebungen und Sängerfeste gewesen, berichtete der Haßlinghauser Historienförderer.