Flüchtlinge ziehen in Container

Ausschuss beschließt Neuverteilung der Asylbewerber. Die Traglufthalle wird nun endlich leergezogen.

Flüchtlinge ziehen in Container
Foto: Anna Schwartz

Sprockhövel. Die bislang kaum von Flüchtlingen bewohnte Traglufthalle an der Hiddinghauser Straße soll leer gezogen werden, dafür soll in Merklinghausen zu den bereits bestehenden Asylcontainern ein weiterer hinzukommen. Dies beschloss der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Sprockhövel am Donnerstagabend bei seiner Sitzung in einer Dringlichkeitsentscheidung.

In Vertretung des Rates entschied er zudem, dass zwei der insgesamt vier am Waldweg und am Gedulderweg ursprünglich nur für Flüchtlinge gebauten Häuser für Bezieher von Wohnberechtigungsscheinen (WBS) geöffnet werden. Die Bewohner könnten dann zwar auch durchaus Flüchtlinge sein, die bereits das Asylverfahren durchlaufen haben und nun Leistungen nach SGB II (Sozialgesetzbuch II) erhalten. Es können aber auch deutsche Familien sein, die finanziell nicht so gut gestellt sind und ebenfalls einen Anspruch auf einen WBS haben. Knapp 40 Flüchtlinge könnten nach jetzigem Stand in den Wohnungen mit Größen von etwa 80 Quadratmetern unterkommen, die Räumlichkeiten wurden ausdrücklich für Familien konzipiert.

Im Januar (Waldweg) und April (Gedulderweg) sollen die Wohnungen nach Angaben des Leiters der Zentralen Gebäudebewirtschaftung (ZGS), Ralph Holtze, fertiggestellt sein. Durch die Umstellung bei der Verteilung der Flüchtlinge sollen vor allem die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die Traglufthalle möglichst schnell einer neuen Nutzung zuführen zu können. Derzeit ist die für rund 150 Plätze geplante Halle lediglich mit gut 20 Personen belegt: Die Kosten für die Traglufthalle liegen — je nach Belegungsquote — zwischen 376 000 und einer Million Euro im Jahr. Wobei die Stadt einen Großteil der Kosten im Rahmen des Flüchtlingsaufnahmegesetzes erstattet bekommt.

Gleichwohl kommt die Nutzung der Traglufthalle im Vergleich zur Nutzung von Wohncontainern der Stadt deutlich teurer. Deshalb soll nun am Containerstandort Merklinghausen, wo derzeit rund 40 Menschen leben, ein weiterer Container entstehen. Dort könnten dann bis zu 30 Menschen untergebracht werden. Zugleich wurde ein von der ZGS für die Flüchtlingsunterbringung angemietetes Haus an der Wuppertaler Straße zum 30. November gekündigt. Die sechs dort lebenden Flüchtlinge müssen nun auf andere Wohnungen oder Unterkünfte verteilt werden.

Die Stadtverwaltung muss bei der Berechnung des Wohnungsbedarfs allerdings nach wie vor mit einer Unbekannten rechnen. Zwar geht derzeit niemand davon aus, dass die Zahl der Flüchtlinge wieder einmal auf das hohe Niveau vom Sommer 2015 steigt, gleichwohl kann niemand sagen, wie sich die Zahlen entwickeln.

Die Stadt hat eine Quote von 81 Personen, die sie pro Jahr laut dem Flüchtlingsaufnahmegesetz sowie dem Aufenthaltsgesetz aufnehmen muss. In diesem Jahr wurden der Kommune bereits 35 geflüchtete Personen zugewiesen. Die Stadtverwaltung hatte in der Vergangenheit kritisiert, dass sie erst kurzfristig von den Zuweisungen erfahre. Außerdem wisse die Kommune im Vorfeld nicht, ob es sich um Familien oder Einzelreisende handelt.

Mit der „Evakuierung“ der Traglufthalle stellt sich dann auch die Frage, ob und wie das Objekt weiter genutzt werden kann. 2,6 Millionen Euro hatte der Bau der Halle auf dem Burgschützen-Gelände gekostet. Zunächst soll die rund 2500 Quadratmeter große Halle nach dem Auszug der Flüchtlinge für ein halbes Jahr erhalten bleiben. Derzeit laufe die Diskussion zur möglichen weiteren Nutzung des Objekts, erklärte Holtze.

Die Ausschussmitglieder beschlossen in diesem Zusammenhang, dass die Stadt Anstrengungen zur Vermietung der Traglufthalle unternehmen soll. Zudem solle versucht werden, weitere Privatwohnungen zu finden, in denen die Flüchtlinge möglichst dezentral untergebracht werden können. Die Halle soll leergezogen werden, sobald der Container in Merklinghausen errichtet worden ist. Das könnte nach Angaben von Holtze schon Anfang kommenden Jahres der Fall sein.