Ein brillanter Ausflug in die große Weltpolitik
Auf Einladung der SPD sprach Franz Müntefering über Steuern auf Geldgeschäfte und gute Ausbildung.
Sprockhövel. Exakt zum Beginn des meteorologischen Frühlings hatte die Sprockhöveler SPD zu ihrem Neujahrsempfang in die rustikal anheimelnde Atmosphäre des ehemaligen Kuhstalls der Kornbrennerei Hegemann eingeladen. Den späten Termin erklärte Wolfram Jung — zusammen mit Marion Prinz die Doppelspitze der Sprockhöveler Genossen — mit dem Ehrengast Franz Müntefering.
„Wir wollten uns die Gelegenheit, ihn als Redner zu bekommen, nicht entgehen lassen.“ Und der inzwischen 75 Jahre alte ehemalige Vizekanzler, Minister, SPD-Vorsitzende und einstige Bundestagsabgeordnete ist ein viel gefragter Redner. Er meinte zum Termin 1. März nur gelassen: „Das Jahr hat noch rund 7340 Stunden. Es lohnt sich also noch.“
Das tat es tatsächlich, denn vor den zahlreich erschienenen Parteilmitgliedern, unter ihnen auch Landrat Armin Brux und der parteilose Bürgermeister Ulli Winkelmann, hielt der gebürtige Sauerländer eine brillante Rede über die Parteigrenzen hinweg im Stile eines „elder statesman“. 50 Minuten sprach der als Redner nach wie vor begehrte Müntefering über „Sicherheit durch Wandel“ und nahm die gebannt lauschenden Zuhörer mit in die große Weltpolitik.
Dabei vergaß er aber bodenständig die kleinen Kommunen als lebenswerte Heimat der Menschen nicht. „Die Hälfte unseres Wohlstandes verdanken wir der Tatsache, dass das Ausland bei uns kauft. Deshalb können wir uns nicht hinter unsere Stadtmauern zurückziehen und die Anderen mal machen lassen. Wir sind ein Teil des Ganzen“, war seine eingängige These. Müntefering warb für eine internationale Transaktions-Steuer auf alle Geldgeschäfte und verwies auch darauf, dass es nirgends in der Welt soviel Demokratie gebe wie in Europa.
Gleichberechtigung kam in dem weiten Bogen, den Müntefering schlug, ebenso vor wie die Forderung nach einer guten Ausbildung für die nachkommenden Generationen und leistungsgerecht bezahlte Arbeitsplätze. „Nur so können auch die Rentenkassen gefüllt werden.“ Nach seinem Vortrag überreichten ihm Marion Prinz und Wolfram Junge eine Flasche „Sprockhöveler Gebräus“ mit 32 Prozent, was der fit und drahtig wirkende „Münte“ mit den Worten: „32 Prozent wünsche ich mir für die SPD auch auf Bundesebene“ schlagfertig kommentierte. Den informativ unterhaltsamen Morgen rundete die generationsübergreifende Theater-Gruppe Schnick-Schnack“ mit Szenen aus dem Musical „Mary Poppins“ fröhlich ab.