Er baut die Königin der Instrumente
Seit 1972 arbeitet Berthold Prengel als Orgelbaumeister in Sprockhövel. Seine Werke stehen auch in London und Paris.
Herzkamp. „Wir sind reich geworden, wir haben wieder eine Orgel“, schrieb Pfarrer Theo Derstappen am 4. Juni 1989 anlässlich der Orgelweihe in St. Martin in Wankum am Niederrhein. Und derjenige, der für den Reichtum gesorgt hatte, war Berthold Prengel, Orgelbaumeister aus Herzkamp. Viele Orgeln hat der gebürtige Gelsenkirchener (80) gebaut und in den verschiedenen Kirchen und Gemeindezentren unterschiedlicher Konfessionen ihrer Bestimmung übergeben. Doch von dem mehr als sechs Meter hohen Kircheninstrument in Wankum sagt er: „Das ist auf der Höhe meines Schaffens entstanden.“
Noch umfangreicher als das Orgel-Spiel, das Berthold Prengel beherrscht — er verdiente sich als Sohn eines Pfarrers mit der Musik etwas zum Taschengeld dazu —, sind Planung, Bau und Aufbau einer Orgel. Erfordern sie doch die Auswahl des passenden Holzes („Meist ist es Eiche, Fichte oder Zeder“), die Erstellung der Register und des gesamten mechanischen Apparates und die Auswahl der hölzernen und metallenen Orgelpfeifen. „Die Metallpfeifen lasse ich vom Spezialisten Wolfgang Mittermeier in Heidelberg anfertigen“, erklärt Prengel.
Der 80-Jährige lernte den Beruf im Zivildienst kennen, als er einen jungen Orgelbauer traf, der ihn in seine Lehrwerkstatt nach Osnabrück einlud. Das Handwerk, für das auch ein nahezu perfektes Gehör und mathematische Fähigkeiten erforderlich sind, erlernte Prengel dagegen in Bielefeld. Nach seiner Gesellenprüfung wechselte er zum Orgelbauer Hammer nach Hannover. Dort hatte er ein prägendes Erlebnis mit dem Organisten Helmut Walcha.
„Der war schon als Jugendlicher erblindet und galt als genialer Bach-Organist, dessen Werke er alle im Gedächtnis abgespeichert hatte“, erzählt Prengel. „Walcha sollte in der Neustädter Hofkirche St. Johann ein Orgelkonzert geben und war sehr verärgert, dass die Orgel noch nicht fertig war. Wir haben dann in der Nacht bis 4 Uhr morgens gearbeitet. Am Abend konnte das Konzert wie geplant stattfinden.“
Aus dem Gesellen wurde dann in Ludwigsburg der Orgelbaumeister Prengel, der ein Angebot erhielt, in London zu arbeiten. Von dort nahm Prengel Kontakt mit einer früheren Arbeitsstelle in Schwelm auf und erfuhr von Pfarrer Vogt, dass in Herzkamp geeignete Räume für einen jungen Orgelbaumeister vorhanden seien. „Das war 1972, und seitdem bin ich hier“, so Prengel, der aber in London bleibende Eindrücke hinterlassen hatte, nämlich beim Attaché der deutschen Botschaft, Gustav Boos, der für sein Privathaus eine Orgel haben wollte. „So ging meine erste selbst gebaute Orgel nach London.“ Es folgten Orgeln für Schwelm und Gevelsberg. Aber auch in Paris, Kiel, Hamburg und anderen deutschen Städten stehen die Werke von Prengel.
Große Bedeutung für den richtigen Klang kommt natürlich der Auswahl des Holzes zu. „Für Wankum habe ich Alt-Eiche Güteklasse 5.0 gewählt. Genauso für die kleine Orgel, die ich im Moment in Arbeit habe“, zeigt Berthold Prengel auf ein Kleinod im Vorraum seiner Werkstatt, auf dem er einige Akkorde spielt, die mit ihrer Klangfülle den Zuhörer andächtig staunen lassen. Das Instrument steht noch zum Verkauf. Geeignet ist sie etwa für eine kleine Kirchengemeinde oder einen Gemeindesaal. Man merkt Prengel an, dass ihm dieses Instrument am Herzen liegt. „Dass sie den Raum der Kirche füllen, dass sie die Herzen der Gläubigen zum Klingen bringen möge“, hatte der Wankumer Pfarrer Theo Derstappen gehofft. Und genau diesem Wunsch dürfte auch Berthold Prengels neuestes Meisterwerk entsprechen.