Fußball: Mädchen vor, noch ein Tor
Beim VfL Gennebreck ist der Ansturm auf die beiden Mädchen-Mannschaften riesig.
Herzkamp. „Alle hintereinander aufstellen und immer den Ball von links nach rechts passen“, ruft Trainer Andreas Röhr über den Gennebrecker Sportplatz in Richtung sechs durcheinander wirbelnder Mädchen. Julia, Pia, Hanna, Mia, Marie, Paula und Amy reihen sich nebeneinander auf und dribbeln los.
Und so ganz nebenbei sorgen sie damit für neugierige Blicke und Fragen. Eine Schar von Mädchen mit Bällen, Trikots und Fußballschuhen ohne einen einzigen Jungen dazwischen? Ja, das gibt’s und es ist eine Neuheit beim VfL Gennebreck.
Seit Oktober 2010 existiert bei dem Verein eine Fußballmannschaft nur für Mädchen und seit Januar wird jeden Dienstag und Donnerstag regelmäßig trainiert.
Die Mannschaft boomt, und das schon seit den ersten Trainingsstunden. „Mit nur sechs Mädels haben wir angefangen zu trainieren, und nach vier Wochen standen wir schon mit 26 Mädchen auf dem Platz“, erzählt Andreas Röhr. Wegen des unerwarteten Ansturms wurde die Mannschaft aufgeteilt. Die Jüngsten im Alter von sechs bis acht Jahren kicken getrennt von den Zehn- bis 14-jährigen.
Geplant wird gerade auch noch eine dritte Mannschaft für Mädchen im Alter zwischen 14 und 15 Jahren. Bislang haben sich jedoch mit Paula Jäckel und Jorina „Jojo“ Sonnenschein nur zwei Spielerinnen für dieses Team gefunden.
Probleme bereiten den Nachwuchs-Kickerinnen nun lediglich noch die Gegner. Freilich nicht, weil sie zu gut sind, sondern schlichtweg deshalb, weil es einfach nicht genug Teams gibt. Der Mädchenfußball in der Umgebung ist noch nicht so weit entwickelt und so gibt es insgesamt nur sechs weitere konkurrierende Mannschaften.
Die Jüngsten haben momentan überhaupt keine Gegner in ihrer Altersklasse. Die älteren Mädels absolvierten bereits ihr erstes erfolgreiches Spiel: Bei SG Vorhalle Hagen gab es mit dem 4:2 einen klaren Auswärtssieg.
Entstanden sind die Mädchenmannschaften aus einer Bierlaune: Andreas Röhr sowie fünf andere Väter philosophierten im Vereinsheim über eine Mädchenmannschaft für ihre kleinen Töchter. „Kaum hatten wir es Achim Matern, dem Jugendwart, erzählt, fing er sofort an zu organisieren und innerhalb von drei Wochen stand ich als Trainer eines neuen Teams auf dem Platz“, erinnert sich Röhr.
Natürlich hat auch der neue Kunstrasenplatz seinen Teil dazu beigetragen, dass das Angebot so gut angenommen wurde. Mit der Weltmeisterschaft der Frauen im eigenen Land hofft man beim Verein auf einen zweiten Ansturm im Sommer.
Die Arbeit mit den Mädels auf dem Platz ist schon eine andere als die mit den Jungs, sind sich die Trainer einig. „Die haben viel mehr Flausen im Kopf“, berichtet Jugendleiterin Sibylle Bölling und Trainer Röhr fügt scherzhaft hinzu „Manchmal bekommst du bei denen einfach nicht das Ballett raus.“ Dennoch seien die Mädchen äußerst diszipliniert und konzentriert, geht es ums Ganze.
„Unser Trainer weiß, wie er uns motivieren muss. Nach unserem ersten Heimspiel gab es ein gemeinsames Spaghetti-Essen“, erinnert sich Paula Jäckel. Das fand übrigens am vergangenen Samstag um 13.30 Uhr auf dem Sportplatz Gennebreck gegen die Mädchenmannschaft Schwelm 2 statt. Souverän zeigten die Mädels hier, was sie drauf haben und gewannen mit 7:5.