IG Metall: Doch ein Neubau
Bildungszentrum: Der Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt entschied sich gegen die Sanierung des riesigen Gebäudes, bekannte sich aber zur Bildungsarbeit am Standort Sprockhövel.
Obersprockhövel/Frankfurt. Seit Montag läuft die Uhr für das IG Metall Bildungszentrum herunter. Erwartungsgemäß entschied der Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt, dass das riesige Gebäude mitten im Landschaftsschutzgebiet von Obersprockhövel durch einen Neubau ersetzt wird. Nach seiner Errichtung 1971 hatte es Maßstäbe für gewerkschaftliche Bildungseinrichtung gesetzt, ist inzwischen aber renovierungsbedürftig und nicht mehr ausgelastet. Der Neubau soll bis 2010 direkt nebenan auf dem bisherigen Parkplatz entstehen, das alte Bau anschließend abgerissen werden.
"Es gab im Vorstand eine Diskussion über die Bildungsarbeit der IG Metall insgesamt", berichtet Otto König, als 1. Bevollmächtigter des IG Metall-Bezirks Hattingen/Gevelsberg Mitglied im 36-köpfigen Bundesvorstand, über die montägliche Entscheidungsfindung in Frankfurt. Mit dem Votum für den Neubau in Sprockhövel sei nun das klare Bekenntnis verbunden, dieser Bildungsarbeit auch weiter einen hohen Stellenwert einzuräumen. "Auch für Sprockhövel und für NRW ist das eine ganz wichtige Entscheidung, denn das neue Zentrum bleibt auch weiterhin das größte unter den sechs Bildungshäusern der IG Metall in Deutschland", so König. Allerdings ist auch klar, dass der Standort schrumpfen wird.
Im alten, 190 mal 115 Meter großen zweistöckigen Gebäude gibt es bisher 9,5 Seminareinheiten mit jeweils Platz für 20 Teilnehmer. Deren Einzelzimmer sind um die Seminarräume herum angeordnet, was dem Gebäude seine weit auseinandergezogenen Struktur gegeben hat.
Die Vorgaben für den Neubau lauten: Fünf feste Seminareinheiten plus zwei mobile, die auch als Tagungsort umgerüstet werden können, 130 Betten und selbstverständlich weiter Kantine sowie ein großen Saal für 180 Personen (bisher 500 Personen).
"Wir sind gerade dabei, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen", sagte Horst Mathes, Leiter des Bildungszentrums, gestern erfreut über die Entscheidung in Frankfurt. Denn auch wenn es schade um das alte Gebäude sei, bedeute der Beschluss neu zu bauen, Planungssicherheit für die nächsten drei Jahrzehnte.
Mit dem Sprockhöveler Planungsamt hat es bereits Vorgespräche gegeben. Gegen das Vorhaben, auf dem bisherigen Parkplatzgelände neu zu bauen, hatte es keine generellen Einwände gegeben, abhängig natürlich von Form des Neubaus. "Beide Flächen sind von vorne herein als Baufenster im Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen worden, es handelt sich ja lediglich um einen Flächentausch"; so Mathes. Weil das alte Gebäude später abgerissen und das Gelände zum großen Teil renaturiert werde, entstünden am Ende sogar mehr Grünflächen als vorher.
Im September soll nun in einem so genannten Gutachterverfahren nach dem besten Neubaukonzept gesucht werden. "Wir werden damit nicht an einen bestimmten Architektenvorschlag gebunden sein, sondern können uns von jeder Variante das Beste herauspicken", so Mathes. Der vorläufige Bauzeitplan sieht einen Baubeginn für die zweite Jahreshälfte 2008 vor. Im zweiten Halbjahr 2010 ist dann der Umzug ins neue Gebäude vorgesehen. Die geschätzten Investitionskosten betragen 20 bis 25 Millionen Euro.
"Es freut mich sehr, dass die IG Metall hier bleibt. Hinsichtlich der Arbeitsplätze aber auch der Aufträge für die heimische Wirtschaft ist das ganz wichtig", zeigte sich Bürgermeister Klaus Walterscheid gestern erleichtert über die Entscheidung aus Frankfurt. Einige der bisher 85 Arbeitsplätze dürften durch die Verkleinerung allerdings wegfallen. Sparen will die IG Metall aber nicht nur am Personal, sondern vor allem an den Energiekosten, die im alten Gebäude durch die riesigen Fenster und nicht gedämmten Dachflächen immens waren. Horst Mathes: "Der Neubau soll auch ökologisch Maßstäbe setzen."