Haßlinghause Ikea: Anwohner fürchten Chaos
Haßlinghauser sehen sich als Leidtragende des Möbelhauses. Sie fürchten das höhere Verkehrsaufkommen.
Sprockhövel. Die Machtkämpfe zwischen Wuppertal und der Düsseldorfer Bezirksregierung scheinen auf dem Rücken Haßlinghausens ausgetragen zu werden. Dass der Ikea-Neubau am Autobahndreieck ohnehin Auswirkungen aufs Haßlinghauser Stadtidyll haben wird, bezweifelt kaum einer. Doch die jüngste Androhung der Bezirksregierung, bei verstopften Straßen und einem drohenden Autobahn-Rückstau kurzerhand die beiden Oberbarmener Autobahnabfahrten zu sperren, gibt der Diskussion nun weiteren Brennstoff.
Hintergrund ist die Verärgerung darüber, dass die Stadt Wuppertal sich hinsichtlich der umstrittenen Gutachten zum prognostizierten Verkehrsaufkommen nicht reinreden lassen will. Zusätzliche Belastungen durch Lärm und Luftverschmutzung könnten für Haßlinghausen ebenso die Folge sein wie steigende Unfallgefahren und erhöhte Straßenabnutzung.
So fürchten sich insbesondere Anwohner und Händler der Mittelstraße schon jetzt vor den möglichen Folgen einer gesperrten A 46. „Na dann, Prost Mahlzeit“, findet auch Wolfgang Weiss, Vorsitzender des Werberings Haßlinghausen. „Wir haben ja Anfang dieser Woche wieder gesehen, was eine Sperrung einer der drei Autobahnen für uns zur Folge hat. Da lief hier auf der Mittelstraße gar nichts mehr. Wenn man die Ausfahrten der A 46 sperrt, wird das genauso aussehen.“
Dass dieses Szenario eintritt, hält Weiss nicht für unrealistisch. Schließlich würden die aktuellen Verkehrsgutachten nicht der Realität entsprechen und bei weitem nicht das tatsächliche Verkehrsaufkommen berücksichtigen, ist Weiss der gleichen Meinung wie die Bezirksregierung und auch Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND).
Der städtische Baudezernent Bernd Woldt hofft, dass diese Situation nicht eintreten wird. „Unsere Straßen haben schon jetzt ihre Leistungsgrenze erreicht. Während die Ikea-Ansiedelung schon im Normalfall einen Anstieg von etwa 25 Prozent des Verkehrsaufkommens zur Folge hätte, wäre er bei einer Sperrung der A 46 natürlich signifikant höher“, warnt der Stadtvertreter und ergänzt: „Unsere Bedenken, dass der Verkehrsfluss über die Schmiedestraße weitaus höher liegt als die prognostizierten 2,71 Prozent, haben wir bereits früh vorgebracht.“ Trotz aller Bedenken könne man gegen das abgeschlossene Bauverfahren nun jedoch nicht mehr vorgehen, relativiert Woldt.
„Voller wird es auf der Mittelstraße so oder so. Schließlich nutzen die Strecke ja auch diejenigen, die aus Wetter, Witten-Bommern oder Herdecke zu Ikea wollen“, gibt der Werbering-Vertreter zu bedenken.
Dass der in den letzten Jahren stark gestiegene Lkw-Verkehr mit Hilfe einer Tempo-30-Regelung gemindert werden könnte, hält Weiss unabhängig von der Ikea-Diskussion für einen wichtigen Ansatzpunkt. Dies sei zwar schon seit Jahren gefordert worden, doch durch die Änderung eines Gesetzesentwurfs erst seit kurzem umsetzbar. So habe eine private Bürgergruppierung in diesen Tagen eine Unterschriftenaktion initiiert, mit der man bald an die Stadt herantreten wolle, verrät der Parfümerie-Betreiber. „Das würde helfen, weil dadurch viele Lkw-Fahrer abgehalten würden“, glaubt Weiss und kritisiert, dass Haßlinghausen auf immer mehr Navigationsgeräten als Ausweichstrecke angezeigt werde.