Interview: Große Rivalen um den Chefsessel im Rathaus

Klaus Walterscheid (SPD) und Willibald Limberg (CDU) zogen politisch oft an einem Strang, sind aber sehr unterschiedlich.

Sprockhövel. Klaus Walterscheid (SPD) und Willibald Limberg (CDU) dürfen am Sonntag als die Kandidaten der großen Parteien als aussichtsreichste Bewerber bei der Bürgermeisterwahl gelten. Auch der Wegfall einer Stichwahl spricht dafür.

Der Amtsinhaber und sein wohl ärgster Herausforderer hatten aufgrund der Nähe ihrer Parteien in Sprockhövel Mühe, ihr Profil zu schärfen. In vielen politischen Standpunkten auf einer Linie, sind beide in ihrer Persönlichkeit aber sehr unterschiedlich.

Walterscheid (63), Betriebswirt, Ex-Uni-Dozent und von Kindheit an Sprockhöveler, liebt es, Entscheidungen im Stillen vorzuberaten und mit Beteiligten abzuwägen. Limberg (71), gelernter Färber und später Betriebsleiter, wurde vom CDU-Bundestagsabgeordneten Ralf Braucksiepe einmal als "Hardliner" bezeichnet, vertritt seine Ansichten energisch. So trat er schon einmal als CDU-Fraktionsvorsitzender zurück, als er zu geringen Rückhalt für seine Positionen spürte.

KlausWalterscheid: Wir müssen unseren Kindern gute Startbedingungen mitgeben; die Menschen sollten am Ort zufrieden älter werden können. Wir wollen die mittelständischen Betriebe durch Service an den Standort binden und unsere reizvolle Landschaft für alle erhalten. Zur Lösung dieser Aufgaben ist das Zusammenwirken vieler erforderlich. Dazu gehören gute Kontakte und Netzwerke zwischen den Beteiligten. Diese bringe ich mit und habe gelernt, mit Zuverlässigkeit und Beharrlichkeit an den gemeinsamen Zielen zu arbeiten.

Willibald Limberg: Die lange kommunalpolitische Erfahrung, Rat, Kreistag und Landschaftsverband, verbunden mit den Verwaltungen, befähigen mich, für das Amt. Außerdem kann ich auf lange Erfahrung in der freien Wirtschaft zurückblicken, die mich anders denken gelehrt hat, als in Verwaltungen.

Walterscheid: Wichtig ist mir, dass, wie bisher, alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch Beschäftigte der Stadt, mit ihren Anliegen zu mir kommen können; und ich möchte, wie bisher, gute Kontakte zwischen den Akteuren in der Stadt knüpfen. Anders als bisher werde ich die wichtigen Zukunftsaufgaben stärker profilieren, das städtische Beschwerdemanagement verbessern und unsere städtischen Dienststellen stärker in überregionalen Ringen mit anderen Städten vergleichen.

Limberg: Die Wirtschaftsförderung und Familienpolitik in den Vordergrund stellen. Die Wirtschaftsförderung muss ganz eng mit dem BM verbunden sein, denn es müssen Arbeitsplätze gesichert werden. Da helfen keine großen Reden, sondern Taten und nach Möglichkeit durch neue Betriebsansiedlungen neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Familien müssen eine größere Wertschätzung erfahren.

Ihre Vision von Sprockhövel in fünf Jahren ist?

Walterscheid: Ich möchte erreichen, dass auch in fünf Jahren die Bürgerinnen und Bürger zu über 92 Prozent - wie bei der letzten Befragung - sagen, dass sie gerne in Sprockhövel wohnen.

Limberg: Sprockhövel für die Naherholung noch attraktiver zu gestalten, die Mittelzentren einladender herzurichten, damit sich Bürger und Gäste in der Stadt wohlfühlen. Der Schuldenabbau muss Priorität haben.

Walterscheid: Für 1.800 Schul- und Sportkinder den Sportplatz Haßlinghausen zum Laufen, Lachen, Trainieren und Spielen in Betrieb zu nehmen.

Limberg: Mich in unserer Verwaltung kundig machen und die Arbeiten erledigen, die keinen Aufschub mehr zulassen, da gibt es so glaube ich einiges.Die übrigen Parteien werfen SPD/ CDU Schuldenpolitik vor.

Walterscheid: Wir gehen verantwortungsvoll mit dem Geld der Bürger um, weil wir mit Augenmaß ständig die notwendigen Investitionen in die Zukunft unserer Stadt gegen die ebenfalls notwendige Haushaltskonsolidierung abwägen. Das ist alles andere als Schuldenpolitik.

Limberg: Es hat in der auslaufenden Ratsperiode einige Möglichkeiten gegeben zu sparen. Wenn man sich über zu viele Schulden beschwert und es uns vorwirft, dann müssen die Beschwerdeführer auch mit immer neuen Forderungen zurückhaltender werden.

Walterscheid Ich gehe davon aus, dass die Menschen - ob jung oder alt - ihre politischen Vertreter nicht nach deren Alter wählen, sondern nach deren persönlichen und politischen Qualifikationen.

Limberg: Jungwähler entscheiden bei der bevorstehenden Wahl die eigene Zukunft mit, es wäre fatal, nicht zur Wahl zu gehen, denn jeder Bürger, der nicht geht, bringt den extremen Parteien eine hohe Prozentzahl.

Walterscheid Ich würde mich mehr der Familie widmen und meine gesellschaftspolitischen Verantwortlichkeiten im Ehrenamtsbereich verstärken.

Limberg: Ich werde mit dem gleichen Elan und mit der gleichen Kraft für die Sprockhöveler Bürger im Rat arbeiten.