Einladung der Kirchen Osterfeier in Haßlinghausen bringt Geflüchteten einen Funken Hoffnung

Sprockhövel-Haßlinghausen · Die evangelische und die katholische Kirche hatten Menschen aus der Ukraine zu einer orthodoxen Feier ins Martin-Luther-Haus eingeladen.

 Katharina und ihre siebenjährige Tochter Ina sind aus der Ukraine geflohen und kamen zur orthodoxen Osterfeier in Haßlinghausen.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Die zwei Frauen im Martin-Luther-Haus kommen aus derselben Stadt, aber kennengelernt haben sie sich hier in Haßlinghausen: Liliya und Oksana, die nur ihre Vornamen nennen, leben sonst in Charkiw – einer im Ukraine-Krieg massiv getroffenen Stadt, der zweitgrößten des Landes. Für sie und die weiteren Geflüchteten richteten die evangelische und die katholische Gemeinde am Samstag ein orthodoxes Osterfest aus.

Rund sechzig Menschen folgten der Einladung und fanden sich im Saal ein, wo Kaffee und ein Kuchenbuffet warteten. Zum Abschluss stand ein Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Josef auf dem Programm, wenige Fußminuten entfernt. Pfarrer Thomas Bracht begrüßte alle auf Englisch, von einer Ukrainerin spontan übersetzt: „Wir sind schockiert über den Krieg in Ihrer Heimat. Dies ist ein Versuch, Ihnen Gelegenheit zu geben, Ostern zu feiern.“

„Hier im Haus gibt es generell ein breites Angebot an Treffs und Veranstaltungen, davon zeugt auch ein Monatsprogramm an der Pinnwand“, sagte Ulrike Tegtmeier vom Organisationsteam. „Speziell für die Ukrainer ist derzeit hauptsächlich die heutige Osteraktion dabei. Sprachkurse gibt es noch nicht“, aber man plane daran: Das gelte es auch mit der Stadt abzustimmen. „Allgemein sind wir für Hilfen sehr offen.“

Geflüchtete gebe es hier derzeit rund achtzig, die meist in der Sporthalle untergekommen seien. Zudem stünden bislang zwei Wohnplätze, die Privatleute direkt zur Verfügung gestellt hätten, parat: „Es gibt auch die zentrale Verteilung über die Stadt. Aber mir ist lieb, wenn man jemanden persönlich kennenlernt.“

Während an sechs großen Tischen im Saal Kuchen und Plaudern im Mittelpunkt standen, wurde nebenan gebastelt: Einige der Kinder liefen in den kleineren Raum und nahmen dort Platz, um sich unter Anleitung eifrig Malstiften und Papier zu widmen. Auch im Saal selbst konnten sie nach einer Weile aktiv werden, und zwar musikalisch: Am Klavier stimmte Lidija Basova mit kleinen Gruppen von drei oder vier Kindern Lieder an, die von den Tischen aus fleißig beklatscht wurden.

Basova ist ausgebildete Sängerin. Sie selbst ist vor vier Wochen aus der ukrainischen Stadt Wosnessensk nach Deutschland gekommen. In diesem Monat hat sie, im Gespräch unverkennbar, schnell gut Deutsch gelernt. Untergekommen ist sie in Sprockhövel privat, wie sie erzählte.

Auch Yulia Gavryluk wirkte souverän, während sie routiniertes Englisch sprach. Sie kommt aus der Hauptstadt Kiew und hat mittlerweile festgestellt, dass Deutschland dieser doch ähnlich sei: „Kiew ist ziemlich europäisch.“ In der Bundesrepublik war sie zuvor schon zweimal zum Studium. Geflohen ist sie nun zusammen mit ihren drei Kindern und ihrer Mutter. Über die Fluchtroute spricht Gavryluk pragmatisch: Etwa eine Woche waren sie unterwegs. Über Moskau sei es am praktischsten, um dann über weitere Stationen wie Lettland und Polen nach Dortmund zu kommen. Auf dem Weg bezog sie ihre Informationen über Soziale Medien: Auf Instagram habe sie zufällig über eine Bekannte von Hilfsangeboten der Kirche in Haßlinghausen erfahren.

Dass der Grund für ihr Hiersein ein Schlimmer ist, kam Liliya und Oksana aus Charkiw auch während der Osterfeier schlagend ins Bewusstsein: „Wir sind unglücklich über die Zerstörungen“, sagte Oksana auf Ukrainisch, während Yulia Gavryluk, die Kiewerin, übersetzte. „Aber wir sind natürlich sehr dankbar für die Aufnahme.“ Liliya lächelte nicht, wirkte mitgenommen und zeigte auf ihrem Smartphone ein Foto ihres Hauses: kaputte Mauern, zerbrochene Fenster, sichtlich unbewohnbar.

Doch am Samstag stand zur Abwechselung Gemütlichkeit im Mittelpunkt – und Feiern: Nach Abschluss der Kaffeestunde spazierten alle den kurzen Weg vom Luther-Haus zur katholischen Kirche. Lidija Besova sang dort erneut „Halleluja“, diesmal von einem Chor begleitet. Es ist ja Ostern.