Rettung vor dem Schlachter

Annette Conrad bewahrt Tiere vor dem sicheren Tod und gibt ihnen ein neues zu Hause.

Hiddinghausen. Ein Traum ging für sie in Erfüllung. Vor gut einem Jahr bezog Annette Conrad mit ihrem Mann und ihren sechs Kindern einen kleinen Bauernhof in Hiddinghausen. Tiere waren schon immer ihre Leidenschaft. Aber dass es mal so viele werden, war ihr damals nicht bewusst. Zufällig hatte sie von einem Esel gehört, der in Trier geschlachtet werden sollte, nur weil er nicht mehr gebraucht wurde. Sofort machte sich Annette Conrad auf den Weg, um ihn zu retten.

"Als ich ihn sah, war er nur noch ein Schatten seiner selbst - fürchterlich misshandelt. Darum habe ich ihn Shadow genannt", erinnert sich Conrad. Heute grast Shadow, gemeinsam mit elf Ponys und Pferden, fröhlich auf den Wiesen des "Gnadenhofs", wie die Tierfreundin ihr zu Hause inzwischen nennt.

All die Tiere hat Conrad im letzten Moment vor dem Schlachthof gerettet, sie weiß: "Manche sind immer noch verängstigt - sie brauchen viel Zeit, um dem Menschen wieder zu vertrauen." Die Geduld wird belohnt. "Irgendwann kuscheln sie sich an einen, das ist ein Moment des Glücks", schwärmt Conrad.

Manchmal arbeitet sie bis Mitternacht auf dem Hof, etwa wenn der Winterstall fertig werden muss. Tagsüber kommen Kinder vorbei, "immer donnerstags, besucht uns eine Klasse der in der Nähe liegenden Förderschule", berichtet Conrad. Auch die Kinder aus der Nachbarschaft helfen dabei, die Ponys zu pflegen.

Katharina und Simone sind sehr gerne auf dem Hof. Die Freundinnen kratzen Hufe aus, bürsten Mähnen und steigen selber gerne mal in den Sattel. "Ich wollte schon immer reiten lernen - nicht in der Halle, sondern im Freien, wie hier", freut sich Katharina.

Die Hofbesitzerin betont: "Wenn man als Kind lernt mit Tieren gut umzugehen, dann geht man auch als Erwachsener gut mit ihnen um." Das findet auch Katharinas Mutter Stefanie Bergmann und ist froh: "Wir wohnen in der Nähe und haben gesehen, dass wieder Leben auf den Hof eingekehrt ist - da sind wir einfach vorbeigekommen", sagt sie und legt einen großen Sack Karotten für die Tiere hin.

Auf solche Hilfe ist Familie Conrad angewiesen, denn die Kosten steigen mit jedem Tier. "Eine Patenschaft oder vielleicht eine Reitbeteiligung, das würde uns sehr weiterhelfen", wünscht sich Conrad. Als gelernte Floristin hat sie jetzt einen kleinen Blumenladen vor dem Haus aufgestellt, auch dadurch kommt ein bisschen Geld in die leere Kasse. "Man geht schon an seine Grenzen, aber die Mühe für die Tiere ist es alle mal wert."