Muse küsst Dornröschen-Zeche

Beste Werbung für die Vision Kulturzentrum – die Gospel-Night zeigte, was in der Maschinenhalle möglich ist.

Niedersprockhövel. Bergbau-Vergangenheit trifft Gospel, DirtyDancing und Pop-Art. Effektvoll wurde der mächtigen rauen Maschinenhalle der Zeche Alte Haase am Wochenende neues Leben eingehaucht. Zunächst zwar nur für zwei Tage, doch Hauptorganisatorin Frauke Schittek - Kindergartenchefin, Chorleiterin und Power-Frau - ließ keinen Zweifel daran, dass das nur der Anfang sein soll, wenn es nach den Vorstellungen der Initiative Kulturzentrum Alte Haase geht.

Gänsehaut-Atmosphäre herrschte in der abgedunkelten Halle, als die Sängerinnen von Schitteks Jugendchor Da Capo paarweise und mit Kerzen im weiten Raum verteilt, ihr "Ameno" anstimmten. Der sakrale Charakter des Liedes wurde durch die Architektur der schroffen Industrie-Kathedrale unterstützt. Das Publikum war ebenso beeindruckt, wie die potentiellen Investoren, die Schittek gestern Abend zur Wiederholung des zweistündiges Konzert geladen hatte. Solche Events werden nötig sein, um dem Bau dauerhaft Leben einzuhauchen, ebenso wie ein Arrangement mit den Nachbarn, die bereits nebenan in Lofts eingezogen sind.

"Wir beobachten das zunächst einmal mit wohlwollendem Interesse, wenn es eine gewisse Grenze nicht überschreitet", hieß es von dort. Natürlich schauten sich die meisten Nachbarn auch persönlich an, was Frauke Schittek und ihr Team mit Sondernutzungsgenehmigung vorübergehend aus der Halle gezaubert hatten. Rote Teppiche bedeckten teilweise den zerdepperten Fließenboden. Die genehmigten und gut ausgelasteten 400 Sitzplätze füllten die Halle kaum zur Hälfte. Bunte Gemälde von Christina Schittek - Mutter der Organisatoren - schmückten die hässlichen Mauernischen. Die hohe Decke wurde angestrahlt und für den Blick auf die Vergangenheit Hans Walter Erlbruch ins Boot geholt. Er hatte 1959 als Schlosserlehrling auf der Zeche Alte Haase angefangen und seinen riesigen Fundus an Bergbau-Utensilien geöffnet. Grubenlampen, Helme und original Eierkohlen von Alte Haase weckten ebenso das Interesse der Besucher wie zahlreiche Fotos, die die Zeche noch in Betrieb zeigten. Auch für das überdimensionale Logo mit Eisen und Schlegel am Bühnenvorhang hatte Erlbruch gesorgt.

Was sich auf der Bühne abspielte, war ein bunter Mix von dem, was Sprockhövel vor allem an junger Kultur bietet. Schlagersängerin Xandra Hag hatte Paare aus ihrer Tanzschule mitgebracht, Marion Palentschat ihren Kinderzirkus und auch Bauchtanz sahen die zahlreichen Besucher am Samstag beim Tag der offenen Tür. "Diese Privatinitiative finde ich ganz großartig, es wäre ihr nur zu wünschen, dass daraus etwas wird", sagte Ortsheimatpfleger Erich Schultze-Gebhardt, der sich mit der Agenda 21 und der Kunst- und Kulturinitiative vor Jahren vergeblich um die Maschinenhalle bemüht hatte. Die fiel dann gestern nach Ende des zweiten Konzerts wieder in ihren Dornröschenschlaf - vorerst.