Kraftakt für Brückenschönheit

AlteTrasse: Die Sanierung der gut 120 Jahre alten Brücke Riepelsiepen über den heutigen Radweg ist abgeschlossen. 200.000 Euro hat sie gekostet. 81.000 Euro kamen von Spendern.

Niedersprockhövel. Ein Blick nach oben lohnt sich. In hellem Sandstein strahlt jetzt die Brücke Riepelsiepen, unter deren grazilem Bogen täglich hunderte Radfahrer und Spaziergänger auf dem Radwanderweg Alte Trasse ihre Bahn ziehen. Keine Spur mehr von Tropfsteinen, die bis vor kurzem das total durchnässte und bröckelnde Mauerwerk durchzogen und die Existenz des 1884 über der damaligen Eisenbahnstrecke Schee - Hattingen errichteten Bauwerks gleich hinter der ehemaligen Zeche Alte Haase akut gefährdeten.

Für rund 200.000 Euro wurde die Brücke in den vergangenen Monaten von Grund auf saniert. "Viel Geld", räumte Bürgermeister Klaus Walterscheid gestern bei der offiziellen Einweihung ein, und dankte gleichzeitig den Spendern.

Sie hätten dafür gesorgt, dass die Sanierung dieses Stücks Zeitgeschichte für die Stadt überhaupt tragbar gewesen sei, nachdem der Abriss schon fast beschlossen war. Auf 80700Euro ist dieses Spendenkonto angewachsen.

Kleinspender, um die der Heimat- und Geschichtsverein geworben hatte, hatten zusammen rund 3000 Euro aufgebracht. Der Rest kam von Kreditinstituten und Firmen, um deren Hilfe die der Bürgermeister persönlich ersucht hatte.

"100.000 Euro hätte vermutlich auch ein Abriss gekostet, ich denke die jetzt noch entstandene Differenz ist vertretbar. Schließlich ist die Alte Trasse Sprockhövels größte Sportanlage und Tourismusmagnet zugleich", sagte Walterscheid.

Die zahlreichen Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins, die zur Eröffnung gekommen waren, blickten derweil ehrfurchtsvoll in die Höhe. Sie hatten mit Erfolg beantragt, die Brücke unter Denkmalschutz zu stellen. "Man sieht, wie schön und dauerhaft man mit Bruchsteinen bauen konnte, obwohl es damals noch keinen Beton gab", sagte Vereinsmitglied Klaus Leyhe, der Vater der Sprockhöveler Bergbauwanderwege.

Inzwischen sind die Sandsteine freilich nicht nur gesäubert, sondern mit neuem Fugenmaterial verbunden. Dafür hatte die Brücke bis zum Bogen geöffnet und später neu verfüllt werden müssen. Sie war seit Sommer verpackt, um den Betrieb auf dem Radweg nicht zu gefährden.

"Eine sehr aufwändige Sache", erklärt Christian Zittlau vom Tiefbauamt die hohen Kosten. Schließlich erhielt die Brücke, über die oben der Rundwanderweg Niedersprockhövel führt, noch ein neues Eisengeländer, inklusive neuer Kappensteine, die dann doch in Betonausführung bestellt wurden. "Sandstein wäre kaum zu bezahlen gewesen, auch wenn die Denkmalbehörde das nicht so gern sieht", begründete Zittlau.

Ein paar enttäuschte Gesicherter gab am Donnerstag dann doch noch. "Wo sind die Tropfsteine hin, das hat sonst immer so schön getropft", wollten Kinder des Kinderaktions-Zentrums wissen, die bei ihren allwöchentlichen Ausflügen in den Wald stets an der Brücke halt machen.

"Wir haben die Tropfen immer mit den Händen aufgefangen", erläuterte Erzieherin Theresia Nagorna. Die Enttäuschung dauerte allerdings nicht lange. "Hallo Echo", schallte es wie stets an diesem Ort aus den jungen Kehlen. Und "ihre" Brücke gab ganz leise Antwort.